Stahnsdorf wurde im Jahr 1264 erstmals urkundlich erwähnt. Über die frühe Zeit des während der askanischen Expansion entstandenen Dorfes gab es bisher nur wenige Veröffentlichungen mit teilweise widersprüchlichen Aussagen, etwa über die irrtümlich angenommene Rolle der Zisterzienser bei der Dorfgründung, zur Identifikation der Heiligenfiguren der Dorfkirche oder der Lage des bis ins 15. Jahrhundert parallel bestehende slawische Dorf.
Ausgangspunkt für diese Arbeit, die das verfügbare Wissen über die Entstehung des mittelalterlichen Dorfes zusammenfast und einige offene Fragen zu beantworten versucht, waren Veröffentlichungen des Potsdamer Mittelalterhistorikers Karl Heinrich Schäfer aus den 1920er und 1930er Jahren. Dieser auch aus der Sicht heutiger Historiker bedeutende Wissenschaftler vertrat Positionen, die dem heutigen Geschichtsbild näher sind, als dem seiner Zeit. Während viele seiner Kollegen in der Zeit des Nationalsozialismus Karriere machten, war Schäfer konfessionell, politisch und wissenschaftlich in einer Minderheitenposition. Dies kostete ihn 1934 die Anstellung und schließlich die Freiheit und das Leben. Am 29. Januar 1945 starb er im KZ Sachsenhausen. Mit der Wiederveröffentlichung seiner Artikel mit Bezug zu Stahnsdorf und einem Portrait soll dieser Blutzeuge gewürdigt werden.
Über den Autor
Thomas Marin, Jahrgang 1965, wuchs in Stahnsdorf auf und lebt hier. Der katholische Diakon ist Gefängnisseelsorger an der Jugendstrafanstalt Berlin und der JVA Plötzensee. Seit 2006 hat er verschiedene Arbeiten, u.a. zu regionalhistorischen Themen, veröffentlicht.