Mehr als jeder andere Autor des Realismus ist Turgenev als „Frauenversteher‘ bekannt, der einige der schillerndsten Frauenfiguren der Epoche geschaffen hat. Es ist auffällig, dass viele seiner Frauenfiguren eng mit dem Tod verknüpft sind: Sie treten als Todesbotinnen auf, begehen Suizid oder sterben eines frühen natürlichen Todes. Trixi Jansen geht der paradigmatischen Verknüpfung von Tod und Weiblichkeit nach und untersucht die Frauenfiguren der späten Erzählungen Turgenevs vor dem Hintergrund der feministischen Theorie. Sie geht insbesondere der Frage nach, inwiefern die Verbindung von Tod und Weiblichkeit bei Turgenev gängige Normen des patriarchalen Weltbildes bestätigt oder negiert. Es zeigt sich, dass der weibliche Tod in den analysierten Erzählungen immer eine ästhetische Funktion erfüllt, ganz gleich, ob die Frauenfiguren zu Lebzeiten dem Typus der starken Frau, der Vampirsfrau oder der Halbtoten entsprechen.
Über den Autor
Trixi Jansen, geb. 1983, studierte Sprach- und Literaturwissenschaft in Mannheim und Gießen. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Re-Interpretation russischer Texte vor dem Hintergrund feministischer Theorie und der Genderwissenschaft. Derzeit lebt und arbeitet sie in Mannheim und ist hauptberuflich als Sozialpädagogin tätig.