Richard Wagner ist ein Mythos, nicht nur der Deutschen. Seit über hundertfünfzig Jahren üben sein Werk und sein Leben eine ungebrochene Faszination auf Kultur, Gesellschaft und sogar Politik aus. Wagners künstlerisch revolutionäres Musiktheater hat die Abgründe der modernen Seele ausgeleuchtet und politische Utopien entworfen, es problematisiert den Kapitalismus und wird immer wieder neu gedeutet. Sein Schöpfer wurde zum Gegenstand völkischer Heroisierung, sagenverliebter Idolatrie und klügster Erörterung. Zugleich schafft es Wagner bis heute in die Boulevardpresse, nämlich durch die Festspiele in Bayreuth und ihren gesellschaftlichen Rummel: Der Mythos lebt.
Udo Bermbach, einer der renommiertesten Wagner-Kenner, zieht nun nach jahrzehntelanger Forschung Bilanz. Anhand der Lebensstationen Wagners, seiner Werke und der schillernden Festspielgeschichte zeigt er, wie aus Selbststilisierung, Politik und Kalkül der Mythos entstand: wie der Revolutionär Wagner zum Nationalkünstler avancierte, wie die «Ersatzmonarchie» Bayreuth zur Pilgerstätte deutscher Staatsoberhäupter wurde und warum Wagner nicht ohne sein historisches Umfeld zu begreifen ist. Ein glänzend erzähltes, erhellendes Buch über eine deutsche Legende.
Über den Autor
Udo Bermbach, geboren 1938, war Professor für Politische Ideengeschichte an der Universität Hamburg und gilt als einer der versiertesten und originellsten deutschen Wagner-Kenner. Mit seinen Arbeiten zu den Bayreuther Festspielen und der ideologiegeprägten Wagner-Rezeption hat er Maßstäbe gesetzt. Zuletzt veröffentlichte Bermbach, der auch Konzeptdramaturg für die Bayreuther „Ring“-Inszenierung von Jürgen Flimm war, u. a. „Blühendes Leid. Musikdramen“ und „Richard Wagner in Deutschland“.