Baumans Buch ist ein überzeugendes Plädoyer für eine tolerante Ambivalenz und damit ein wichtiger Beitrag zur aktuellen Diskussion um Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Nationalismus.
Der Anspruch der Moderne, den Menschen Klarheit, Transparenz und Ordnung zu bringen – eine durchschaubare Welt zu schaffen –, war von vornherein zum Scheitern verurteilt, weil mit ihm die grundsätzliche Ambivalenz der Welt und die Zufälligkeit unserer Existenz, unserer Gesellschaft und Kultur geleugnet wurde.
Erst die Postmoderne verabschiedete sich von diesem Versprechen. War der Schlachtruf der Moderne ‚Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit‘, so war ‚Freiheit, Verschiedenheit, Toleranz‘ die Waffenstillstandsformel der Postmoderne. Und wenn Toleranz in Solidarität umgewandelt wird, kann aus dem Waffenstillstand sogar Frieden werden.
Inhaltsverzeichnis
Danksagung
Einleitung: Die Suche nach Ordnung
Der Skandal der Ambivalenz
Der Traum der gesetzgebenden Vernunft
Der Staat als Gärtner
Gärtnerische Ambitionen und der Geist der Moderne
Wissenschaft, rationale Ordnung, Genozid
Über Inhumanität berichten
Die gesellschaftliche Konstruktion der Ambivalenz
Die Angst vor dem Unbestimmten
Der Kampf gegen das Unbestimmte
Mit der Unbestimmtheit leben
Die Verlagerung der Last
Die Selbsterzeugung der Ambivalenz
Ausschluß in die Objektivität
Exkurs: Franz Kafka oder Die Wurzellosigkeit der Universalität
Die neolithische Revolution der Intellektuellen
Die Universalität der Wurzellosigkeit
Die Bedrohung und die Chance
Eine Fallstudie zur Soziologie der Assimilation I:
In der Falle der Ambivalenz
Der Fall der deutschen Juden
Die Modernisierungslogik der jüdischen Assimilation
Die Dimensionen der Einsamkeit
Das wirkliche Deutschland imaginieren
Scham und Verlegenheit
Die inneren Dämonen der Assimilation
Unbeglichene Rechnungen
Das Assimilationsprojekt und Strategien der Reaktion
Die letzten Grenzen der Assimilation
Die Antinomien der Assimilation und die Geburt der modernen Kultur
Eine Fallstudie zur Soziologie der Assimilation II:
Die Rache der Ambivalenz
Der Gegenangriff der Ambivalenz
Freud oder Ambivalenz als Macht
Kafka oder Die Schwierigkeit des Benennens
Simmel oder Das andere Ende der Moderne
Die andere Seite der Assimilation
Die Privatisierung der Ambivalenz
Die Suche nach Liebe oder Die existentiellen Grundlagen des Fachwissens
Die Verschiebung der Fähigkeiten
Die Selbst-Reproduktion des Fachwissens
Marktkenntnis
Sich vor der Ambivalenz verbergen
Die Tendenzen und Grenzen der von Experten entworfenen Welt
Die Postmoderne oder: Mit Ambivalenz leben
Von der Toleranz zur Solidarität
‚Der Exorzist‘ und ‚Das Omen‘ oder Moderne und postmoderne Grenzen des Wissens
Neotribalismus oder Die Suche nach Schutz
Die Antinomien der Postmoderne
Die Zukunft der Solidarität
Sozialismus: Die letzte Festung der Moderne
Hat Sozialtechnologie eine Zukunft?
Die politische Tagesordnung der Postmoderne
Anhang
Namenregister
Sachregister
Über den Autor
Zygmunt Bauman, Professor emeritus für Soziologie an der Universität Leeds; 1990 erhielt er den Amalfi-Preis für Soziologie. Er wurde 1998 mit dem Theodor W. Adorno-Preis der Stadt Frankfurt ausgezeichnet. Im Jahr 2010 wurde er mit dem Prinz-von-Asturien Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Die Deutsche Gesellschaft für Soziologie hat Zygmunt Bauman im Oktober 2014 für sein hervorragendes wissenschaftliches Lebenswerk ausgezeichnet