Wer kennt nicht den Klassiker: Deutschlands einziger Rohstoff sei die Bildung! Vielleicht liegt es an diesem übermäßig strapazierten und überdies sachlich falschen Schlagwort, dass das Thema Bildung als so wichtig eingeordnet wird, dass es die Gesellschaft in zwei nahezu unversöhnliche Lager spaltet. Auf der einen Seite stehen die ‘Traditionalisten’, die an die herkömmlichen ‘humanistischen’, am Gymnasium vermittelten Werte und Methoden glauben, auf der anderen Seite die vermeintlich ‘Progressiven’, denen die Themen ‘Teilhabe’ und ‘Gerechtigkeit’ besonders am Herzen liegen.
Es ist beiden Lagern eigen, dass sehr gerne und überaus selektiv die Ergebnisse nationaler und internationaler Erhebungen und Vergleiche (PISA!) herangezogen werden, um die jeweilige Position zu untermauern und entsprechende Forderungen an die Politik zu formulieren. Vieles an dieser Diskussion ist einerseits verbrämte Besitzstandswahrung und andererseits die unverblümte Übertragung linker gesellschaftlicher Projektionen ins Bildungswesen. So viel Ehrlichkeit sollte sein.
Wie viel Substanz oft wirklich dahintersteckt, ist gut zu beobachten, wenn beispielsweise linke Politiker, wie Manuela Schwesig, ihren Nachwuchs vorzugsweise auf Privatschulen unterrichten lassen, oder wenn Verfechter des Gymnasiums und der damit verbundenen vermeintlich strengen Auslese ihre eigenen Kinder, sobald die Noten nicht stimmen, in der vagen und oft vergeblichen Hoffnung einer leichteren Erlangung des Abiturs, einen letzten Versuch auf einer Gesamtschule starten lassen.
Die deutsche Bundespolitik hat es eigentlich leicht: Bildung ist Ländersache. Nicht erst seit Kurzem werden allerdings Stimmen laut, die fordern, diese Gestaltungskompetenz auf den Bund zu verlagern. Doch der ist in jüngster Vergangenheit in Sachen Bildung vor allem durch eine Schein-Akademisierung bestimmter Berufsbilder wie zum Beispiel der Krankenpflege und des vorschulischen Erziehungswesens aufgefallen und hat damit weder eine bessere Akzeptanz und Nachfrage dieser Mangelberufe noch höhere Gehälter geschaffen.
Gewöhnlich ist der Verdienst bei Akademikern spürbar höher als bei Nichtakademikern. Wenn es allerdings um Studienfächer mit geringerer beruflicher Nachfrage geht, ist der jahrelange Verdienstvorsprung beispielsweise von Facharbeitern faktisch nicht mehr einzuholen.
Wir haben für dieses e Book die wichtigsten Beiträge der vergangenen Jahre zusammengestellt. Der Blick auf die Historie der Berichterstattung macht klar, welche Veränderungen es in der deutschen Bildungslandschaft es seit der Wiedervereinigung wirklich gegeben hat und wo nur ideologische Scheingefechte stattgefunden haben.
Tabla de materias
Vorwort 5
Brennpunkt Bildung – Von Hans Peter Trötscher 6
Was ist Bildung? 9
La Bildung – Von Professor Dr. Birgit Sandkaulen 10
Kindergarten und Grundschule 25
Der veränderte Blick auf die Kinder – Von Donata Elschenbroich 26
Deutsche Kinderkrippen sind vom Ideal noch weit entfernt – Von Lisa Becker 33
Gehören Computer schon in den Kindergarten? – Von Lisa Becker 39
Kindheit nach Stundenplan – Von Jan Grossarth 46
Keine Experimente in der Grundschule – Von Heike Schmoll 55
Haubtsache schraibän – Von Eva Heidenfelder 59
Das tieffliegende Klassenzimmer – Von Heike Schmoll 68
Weiterführende Schulen 73
Das Gymnasium – Ruine einer Utopie? – Von Klaus Ruß 74
Viele Abiturienten mit weniger Bildung – Von Rainer Bölling 82
Deutschland, deine Schulversager – Von Lisa Nienhaus 90
Was Risikoschülern hilft – Von Heike Schmoll 98
Warum klappt das mit der Bildung nicht? – Von Rainer Hank 105
‘Der Beruf ist unattraktiv’ – Ein Interview von Susanne Kusicke 113
Bildungssystem mit Schwächen – Von Heike Schmoll 120
Privatschulen können nicht jedes Problem lösen. 124
Sollen jetzt alle auf Privatschulen? – Von Florentine Fritzen 125
Flucht in die Privatschule – Von Lisa Becker und Jan Grossarth 129
Hochschulen und berufliche Bildung 138
Eine neue Idee der Universität – Von Peter-André Alt 139
Studienanfänger heute – leseschwach und verantwortungsscheu – Von Bernd Beuscher 148
Trotz Abiturs nicht reif für den Hörsaal – Von Martin Ochmann 156
Die Versorgung der vielen – Von Gerald Wagner 163
Der Aufstieg der Fachhochschulen – Von Inge Kloepfer 170
Seelen BLINDHEIT – Von Rainer Hank 177
Leerstellen – Von Andreas Nefzger und Heike Schmoll 188
‘Der Akademisierungswahn ist vorbei’ – Ein Interview von Nadine Bös 193