DWas ist das Politische des Theaters? Hans-Thies Lehmann hat in ‘Das Politische Schreiben’ eine klare Antwort formuliert: ‘Erstens: Das Politische kann im Theater nur indirekt erscheinen, in einem schrägen Winkel, modo obliquo. Und zweitens: Das Politische kommt im Theater zum Tragen, wenn und nur wenn es gerade auf keine Weise übersetzbar oder rückübersetzbar ist in die Logik, Syntax und Begrifflichkeit des politischen Dikurses in der gesellschaftlichen Wirklichkeit. Woraus drittens die nur scheinbar paradoxe Formel folgt, dass das Politische des Theaters gerade nicht als Wiedergabe, sondern als Unterbrechung des Politischen zu denken sein muss. Mit Hilfe eines solchen Konzepts kann man versuchen, Versionen oder Aspekte einer theatralen ‘Zäsur’ des Politischen zu beschreiben.’
In einer Sammlung seiner wichtigsten Essays zu den Theatertexten von Sophokles, Shakespeare, Kleist, Büchner, Jahnn, Bataille, Brecht, Benjamin, Müller und Schleef hat sich Hans-Thies Lehmann auf die Suche nach diesen Zäsuren begeben und sie einer öffnenden Lektüre unterzogen. Im Zentrum seiner Überlegungen steht dabei nichts weniger als die Verfassung des Theaters als ästhetisches Gebilde überhaupt.
Tabla de materias
Unterbrechung
Wie politisch ist postdramatisches Theater? Warum das Politische im Theater nur die Unterbrechung des Politischen sein kann Seite 11
Erschütterte Ordnung Das Modell Antigone Seite 22
Darstellbarkeit
Das Welttheater der Scham 30 Annäherungen an den Entzug der Darstellung Seite 39
Das Erhabene ist das Unheimliche Zur Theorie einer Kunst des Ereignisses Seite 59
Ökonomie der Verausgabung Georges Bataille Seite 75
Ökonomie der Verausgabung Georges Bataille Seite 75
Ästhetik des Risikos Notizen über Theater und Tabu Seite 93
Revolution und Masochismus Georg Büchner, Heiner Müller, Georges Bataille Seite 102
Drama
Dramatische Form und Revolution in Georg Büchners DANTONSTOD und Heiner Müllers DERAUFTRAGSeite 127
Woyzeck-Zeit Seite 148
Kleist/Versionen Seite 154
Jahnns Texte – Welches Theater Seite 171
Theater des Konflikts [email protected] Seite 186
Der andere Brecht
Schlaglichter auf den anderen Brecht Seite 207
Fabel-Haft Seite 219
Sexualität: Ein ‘Furchtzentrum’ in Brechts Werk Seite 238
Versuch über Fatzer Seite 251
Die Rücknahme der Maßgabe Schuld, Maß und Überschreitung bei Bertolt Brech Seite 261
Brechtblock Seite 278
Studien zu Heiner Müller
Müllers Gespenster Seite 283
Ödipus Tyrann Seite 301
Der Horatier Seite 307
Macbeth Seite 314
Ästhetik des Textes – Ästhetik des Theaters Heiner Müllers Lohndrücker in Ostberlin Seite 324
Zwischen Monolog und Chor Zur Dramaturgie Heiner Müllers Seite 338
Kommentar und Mord Seite 354
Lehrstück und Möglichkeitsraum Seite 366
Sobre el autor
Universitätsprofessor für Theaterwissenschaft an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt; Präsident der Internationalen Brecht Gesellschaft; Vorstandsmitglied der Heiner Müller Gesellschaft; Editorial Board der Zeitschrift Performance Research;1982-87 Mitarbeit am Aufbau und Lehrtätigkeit am Studiengang Angewandte Theaterwissenschaft der Justus-Liebig-Universität Gießen; zahlreiche internationale Lehrtätigkeiten. Publikationen (Auswahl): Theater und Mythos (1991); Postdramatisches Theater (in mehrere Sprachen übersetzt) (1999); Das Politische Schreiben (2002); Heiner Müller Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart/Weimar 2004, (Mit-Hg.), Theater in Japan, Berlin 2006, (Mit-Hg.). Zahlreiche Publikationen zu Brecht, Fragen des Gegenwartstheaters, Theorie und Ästhetik des Theaters.