Der Westen protzt. Der Westen stellt sich in Frage. Einerseits EU-Schulterschluss im Angesicht des Ukrainekrieges. Selbstzweifel, Selbstkritik und Selbstdementierung auf der anderen Seite. Zur europäisch-nordamerikanisch-westlichen Praxis gehört eben nicht nur die Erfindung der Demokratie und der Menschenrechte, nicht nur die Idee der Gleichheit der Menschen und die Idee pluralistischer Ordnungen, der Gewaltenteilung und des vernünftigen Interessenausgleichs, sondern auch seine radikale Dementierung. Kolonialismus, Faschismus und Nationalsozialismus, Imperialismus und Rassismus sind ohne Zweifel keine nicht-westlichen, keine nicht-modernen Erscheinungen. Sie gehören konstitutiv zur westlichen Moderne dazu. Das Kursbuch 211 stellt sich dieser Ambivalenz auf vielfältigste Weise. In seinem Beitrag zeigt Jan Schwochows anhand von grafischen Darstellungen, wie verzerrt eine Kartendarstellung der weltweiten Verteilung des BIP ist. Verzerrungen gibt es auf verschiedenen Ebenen: zum einen die Verzerrung der Kartenfläche wegen der üblichen Kartenprojektionen, zum anderen die unterschiedlichen Größen der Länder, die grafisch die Information verzerren, schließlich das Verhältnis von BIP und Einwohnerzahl. In einer zweiten Grafik, einem Balkendiagramm, werden diese Verzerrungen vermieden, was auf Anhieb einen anderen Informationswert erzeugt.
Sobre el autor
Jan Schwochow, geb. 1968, ist freier Infografiker, Journalist und Publizist. Sein Handwerk lernte er bei den Magazinen stern und Max sowie der Berliner Agentur Kircher Burkhardt. Bis 2019 Gründer und Leiter der Agentur Golden Section Graphics in Berlin (heute Sapera). Zuletzt erschien ‘Die Welt verstehen mit 264 Infografiken’.