Nachdem es in der unmittelbaren Nachkriegszeit auf Seiten der Sieger und der Besiegten zu einer Fülle antifaschistischer Appelle kam, setzte 1947/48 — im Zuge des beginnenden Kalten Kriegs zwischen den USA und der Ud SSR — in den westlichen Besatzungszonen ein ideologischer Gesinnungswandel ein, der unter Berufung auf Parolen wie ‘Braun gleich Rot’ und dann ‘Rot ist schlimmer als Braun’ zu jenen antikommunistischen Propagandawellen führte, durch welche die Verbrechen des Nazifaschismus immer stärker in den Hintergrund traten. Diesen Verdrängungsprozess, der in der frühen Bundesrepublik bis zum Ende der fünfziger Jahre anhielt, haben spätere Historiker meist als ‘Unbewältigte Vergangenheit’ charakterisiert. Die sich daraus ergebenden Folgerungen versucht dieses Buch neben politischen Verlautbarungen auch an signifikanten Beispielen der westdeutschen Literatur dieses Zeitraums herauszustellen.
Sobre el autor
Jost Hermand, geboren 1930 in Kassel, Studium der Germanistik, Geschichte, Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität Marburg, seit 1958 Professor of German Culture an der University of Wisconsin-Madison (USA). Seit 1967 Vilas Research Professor, seit 2003 Honorarprofessor der Humboldt-Universität zu Berlin. 2010 Dr. phil. h.c. der Universität Kassel, Mitglied der Sächsischen Akademie der Wissenschaften, Mitbegründer der International Brecht Society. Gastprofessuren an der Harvard University, der University of Texas at Austin und den Universitäten Marburg, Kassel, Bremen, Oldenburg, Freiburg, Essen, Potsdam, München, Köln, Gießen, und der Freien Universität Berlin.