Im Materialismusstreit der 1850er Jahre prallen die oft provokativ vorgetragenen Positionen des naturwissenschaftlich-weltanschaulichen Materialismus (vor allem Carl Vogts, Jacob Moleschotts und Ludwig Büchners) auf Positionen (insbesondere diejenige Rudolf Wagners), die die Naturwissenschaften mit den traditionellen religiösen Überzeugungen – etwa von der Unsterblichkeit der Seele, von der Gültigkeit der biblischen Weltchronologie oder von der Abstammung der Menschheit von einem einzigen Elternpaar – bruchlos verbinden zu können glauben. Mit den wissenschaftlichen Überzeugungen verbinden sich zudem politische Optionen. Jenseits aller lautstarken Polemik werden in diesem Streit die Erklärungskompetenzen der Religion, der Philosophie und der Naturwissenschaften neu gegeneinander abgegrenzt – wobei der Philosophie (in ihren Vertretern I. H. Fichte und F. A. Lange) eine vermittelnde Rolle zufällt.
Sobre el autor
Walter Jaeschke (geboren 1945, gestorben 2022) war Professor für Philosophie mit besonderer Berücksichtigung des Deutschen Idealismus an der Ruhr-Universität Bochum. Von 1998 bis 2016 war er Direktor des dortigen Hegel-Archivs. Er war Leiter und Herausgeber der Ausgabe »G.W.F. Hegel. Gesammelte Werke« (bis 2016 herausgegeben von der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften) sowie der Werke- und der Briefwechsel-Ausgaben Friedrich Heinrich Jacobis.