Gefühle beeinflussen unser Verhalten überall – auch in der Wissenschaft. Aber bei Forscher_innen sind Affekte suspekt: Sie werden als Störungen betrachtet, die eine objektive Arbeit gefährden. Dabei beeinflussen sie zwangsläufig den Forschungsprozess, weshalb ihre kritische Analyse ein fester Bestandteil wissenschaftlicher Tätigkeit sein sollte. Insbesondere die Feldforschung löst regelmäßig emotionale Reaktionen (etwa zu Kriegsgräuel, Diskriminierungen von Bevölkerungsgruppen oder sozialen Unterschieden) aus, welche die Beobachtung bedingen, das Verständnis beeinflussen und die Theoriebildung lenken. In den Beiträgen des Bandes werden fächerübergreifend eine Reihe textanalytischer und empirischer Methoden vorgeschlagen, mit deren Hilfe Emotionalität in der Forschung transparent gemacht werden kann.
Sobre el autor
Thomas Stodulka ist Sozial- und Kulturanthropologe mit einem Schwerpunkt in Psychologischer Anthropologie an der Freien Universität Berlin. Er leitete ein Shelter für chronisch kranke Jugendliche in Indonesien und veröffentlichte die Ergebnisse seiner Feldforschung mit Straßenkindern unter dem Titel »Coming of Age on the Streets of Java«.