Rituale zwischen Pathos und Folklore: Wie helfen sie in Verlustsituationen? Wann unterstützen sie den Trauerprozess? Wie begleiten sie die Krisenbewältigung?Ein Ritual ist eine besondere (oft religiöse) Handlung, die nach festen Regeln in einer bestimmten Reihenfolge immer wieder auf die gleiche Weise ausgeführt wird und so ein Gefühl des Wohlseins oder der Sicherheit erzeugt. Bei der Beratung in Krisen, Leid und Trauer werden rituelle Strukturen zur erhöhten Wirksamkeit und für Sinn gebende Interventionen in der individuellen Veränderungsarbeit verwendet.Von Ritualen sind formalisierte Handlungen zu unterscheiden, wie Routinen oder Gewohnheiten des alltäglichen privaten oder auch institutionellen Lebens sie darstellen. Sie sind Ritualen zwar sehr ähnlich, werden umgangssprachlich eventuell sogar als solche bezeichnet, aber es fehlt ihnen an der über den Alltag und sich selbst hinausweisenden Erfahrung des Rituals.Kennzeichnend für ein Ritual ist, dass es im Gegensatz zu habitualisierten Handlungen immer einen symbolischen Charakter hat und somit auf die Existenz anderer Dimensionen von Zeit und Raum verweist.Rituale werden niemals willkürlich und spontan durchgeführt, sondern immer bewusst und mit Absicht gewählt. Sie sind stereotyp, förmlich, repetitiv, öffentlich, unwiderruflich.Wenn eine der genannten Komponenten fehlt, handelt es sich also nicht um ein Ritual. Gewohnheitsmäßige Handlungen oder Bräuche sind zum Beispiel absichtslos und oft nicht bewusst und bei der Routine mangelt es an Unwiderrufbarkeit.Das vorliegende Heft beschäftigt sich mit dem Ritual, seinen Wirkungsweisen, Formen und Abgrenzungen. Besondere Beachtung findet hierbei die Hinführung zur Transzendenz, die für Wirkung und Begrifflichkeit eines Rituals unerlässlich scheint.Abonnieren Sie Leidfaden! Hier geht es zur Zeitschrift.
Sobre el autor
Prof. Dr. Arnold Langenmayr hat Motivationspsychologie an der Universität Duisburg-Essen gelehrt und leitet ein eigenes Institut zur Ausbildung von Trauerbegleitern an der Universität.