Das ‘Land der unbegrenzten Möglichkeiten’ in der westdeutschen Nachkriegsliteratur. Nicht ungebrochen sind die Erfahrungen deutscher Literaten im US-amerikanischen Exil. Oskar Maria Graf findet seine Heimat in New York und bleibt doch ein bayerischer Schriftsteller, Ulrich Becher entdeckt die New Yorker Kneipen als spannungsreiche Lokalitäten, die Geschwister Mann feiern landesweite Erfolge und hadern mit den politischen Zuständen, als fruchtbar erweist sich Adornos Auseinandersetzung mit der Massenkultur. Wolfgang Koeppens Reiseerzähler beobachtet das Land unter magisch wechselnden Lichtverhältnissen.
Eine große Entdeckung in ihrer Komplexität von Alterität und poetischer Vertrautheit ist die Lyrik schwarzer Dichterinnen und Dichter, die in BRD und DDR durch Anthologien bekannt wird. Auf den deutschsprachigen Bühnen des Westens sind amerikanische Dramatiker präsent, allen voran Thornton Wilder. Die Rezeption US-amerikanischer Literatur schwankt zwischen Begeisterung und Einflussangst. Ernest Hemingways lakonischer Stil verlockt ebenso zur Nachahmung wie der amerikanische Polizeiroman, die Reeducation-Ideologie findet ihren Weg in deutsche Kinderbücher, Arno Schmidt destabilisiert und polemisiert.
Tabla de materias
– Editorial
Erfahrungen mit Amerika
– Irmela von der Lühe: Distinguished Visitors.
Erika und Klaus Manns Bild von Amerika
– Ulrich Dittmann: Der Dichter aus Bayern, den es ‘ins Amerika’ verschlagen hat
– Ulrike Leuschner: Wovon schweigt die junge Generation? Ein fortgesetzter Ruf, vergiftete Skorpione und die Mühen der ‘Umerziehung’. Mit einem Exposé von Georg Stefan Troller
– Klaus Benesch: Heimkehr aus dem Land des Lächelns. Adorno und die deutsche Kultur der Fünfziger Jahre
– Josephina Bierl: New Yorker Kneipengeschichten. Die Heterotopie
der Kneipe im Werk des Exilschriftstellers Ulrich Becher
– Katerina Kroucheva: Jenseits des ‘Blödsinns der Nationalitäten-Rivalität’. Wolfgang Koeppens Amerikafahrt
– Christian Hein: Schreiben gegen den Ungeist der Zeit. Arno Schmidt zwischen den Systemen
Transkulturelle Einflüsse
– Heinrich Detering: ‘Ich bin der dunklere Bruder’. Stefan Hermlins Anthologie Auch ich bin Amerika
– Eva Tanita Kraaz: Eva Hesses und Paridam von dem Knesebecks Meine dunklen Hände. Über die ambivalente Vermittlungsstrategie
Schwarzer US-amerikanischer Lyrik in die BRD der 1950er Jahre
– Sigrid Bauschinger: ‘Emphatischer ist kein ausländischer Autor damals im deutschen Theater empfangen worden’.
Thornton Wilders Wirkung auf das deutsche Publikum
– Tobias Michalke: Vom Leiden, Saufen und Lieben. Heterotopien im Krieg bei Ernest Hemingway und Heinrich Böll
– Kai Sina: Reeducation als Erzählverfahren. Jella Lepmans Detektivgeschichte Wer ist Lux?
– Lukas Müller: Police procedurals – made in West Germany. Frank Arnaus , amerikanische’ Polizeiromane im Kontext der Ullstein Krimis
– Die Beiträgerinnen und Beiträger
– Adressen der Beiträgerinnen und Beiträger
– Personenregister
Sobre el autor
Sven Hanuschek ist Germanist, Publizist und lehrt Neuere deutsche Literaturwissenschaft an der LMU München. Bücher u. a. über Heinar Kipphardt, Uwe Johnson, Erich Kästner, Elias Canetti, über Heinrich Heines Lyrik und Laurel & Hardy.
Günter Häntzschel ist em. Professor für neuere deutsche Literaturwissenschaft, LMU München. Bücher u. a. über J. H. Voß, G. A. Bürger, Annette von Droste Hülshoff, Wolfgang Koeppen, Sozialgeschichte der Lyrik des 19. Jahrhunderts.
Ulrike Leuschner, Editionsphilologin an der Forschungsstelle Merck der TU Darmstadt. Publikationen zur Literatur des 18. – 20. Jahrhunderts, Herausgeberin des ‘Briefwechsels’ und der ‘Gesammelten Schriften’ von J. H. Merck.