‘Ihr nennt ihn den stummen Ochsen; ich sage euch, dass dieser stumme Ochse einmal so laut brüllen wird, dass sein Gebrüll die Welt erfüllt.’ ALBERTUS MAGNUS
Innerhalb des imposanten Gesamtwerks des Thomas von Aquin ist dieser kleine Traktat leicht zu übersehen – und dennoch ist De ente et essentia wahrscheinlich die meistgelesene Schrift des großen mittelalterlichen Theologen. Und dies zu Recht, bietet sie doch in äußerst prägnanter Form die metaphysischen Grundlagen, das Grundgerüst der aristotelischen Metaphysik, das uns das Werk des Thomas von Aquin zuallererst erschließt.
Während Thomas von Aquin von seinen Mitschülern belächelt wurde, erkannte sein Lehrer Albertus Magnus schon früh das Talent des ruhigen Schülers. Albert sollte recht behalten, Thomas von Aquin ist bis heute einer der bedeutendsten christlichen Denker des Mittelalters. In seiner kurzen, aber präzisen Schrift De ente et essentia setzt er sich mit der Metaphysik des Aristoteles auseinander, diskutiert deren Interpretation durch die arabischen Philosophen Avicenna und Averroes und bringt in einer beeindruckenden Synthese christliche und arabische Erkenntnisse über das Wesen und das Sein zusammen. Die vorliegende Übersetzung stammt von Edith Stein.
Sobre el autor
THOMAS VON AQUIN (ca. 1225-1274) trat gegen den Widerstand seiner Verwandtschaft in den Dominikanerorden ein. Vor allem in Paris und Neapel wurde er bald zum bedeutendsten Theologen und Philosophen. Ausgehend von Aristoteles schuf er eine neue Synthese von Philosophie und christlichem Glauben und wurde damit ein Wegbereiter neuzeitlichen Denkens.
Der Herausgeber
DR. BRUNO KERN, geboren 1958, studierte Theologie und Philosophie in Wien, Fribourg, München und Bonn; er lebt zurzeit in Mainz und arbeitet als selbstständiger Lektor und Übersetzer. Im marixverlag sind von ihm bereits erschienen: Die bedeutendsten Grabreden, Die großen Gebete der Menschheit, Marguerite Poretes Der Spiegel der einfachen Seelen, Karl Kraus’ Weltgericht u. a.
Die Übersetzerin
EDITH STEIN, 1891-1942, war als Philosophin Meisterschülerin Edmund Husserls, des Begründers der Phänomenologie. Eine Habilitation blieb ihr nur aufgrund ihres Geschlechts verwehrt. Nach Konversion zum Christentum trat die als Jüdin aufgewachsene Edith Stein in den Kölner Karmel ein, wo sie sich vor allem philosophischen und theologischen Studien widmete. 1942 wurde sie zusammen mit ihrer Schwester nach Auschwitz deportiert und ermordet.