Seit dem späten 19. Jahrhundert verbreitete sich das neue nahtlose Gummikondom in der deutschen Gesellschaft. Wolfgang König legt nun erstmals eine wissenschaftliche Monografie über das Kondom vor – einem Gegenstand, der nicht nur dem Schutz vor Geschlechtskrankheiten und der Geburtenregelung diente, sondern im höchsten Maße einer moralischen Wertung unterlag. König untersucht die Entwicklung und Interpretation des Kondoms als materielles Mittel und als symbolischen Ausdruck des Sexualverhaltens in vier politischen Systemen: dem Kaiserreich, der Weimarer Republik, dem Nationalsozialismus und der Bundesrepublik. In der offiziösen Moral des Kaiserreichs galt das Kondom noch als Verkörperung der Unzucht. Seit der Zwischenkriegszeit wurde es mehr und mehr in das Sexualleben integriert. Erst in der Nachkriegszeit jedoch wandelte es sich zu einem akzeptierten Alltagsgegenstand, befördert von Liberalisierungen der Sexualmoral und des Sexualstrafrechts sowie der Bekämpfung von Aids.
Die Studie umfasst verschiedene Aspekte des Kondoms zwischen Technik und Gesellschaft – von gummitechnischen Verbesserungen, Werbekampagnen und Vertriebswegen bis hin zu moralischen Positionen sowie rechtlichen Regelungen.
Sobre el autor
Wolfgang König ist Professor für Technikgeschichte (a.D.) an der Technischen Universität Berlin und Mitglied von acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften. Für seine Arbeiten zur Technik- und Konsumgeschichte wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Im Franz Steiner Verlag erschien von ihm unter anderem die ‘Kleine Geschichte der Konsumgesellschaft’.