Die ‘Geist- und Weltlichen Gedichte’ entstanden in den Dreißiger und Vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts am Brieger Hof der Piastenfürsten, einem Zentrum der schlesischen Barockliteratur, mit dem sich Namen wie Opitz, Gryphius, Logau oder Lohenstein verbinden. Der Gedichtband ist durch die Person des Autors, die Widmungsadressaten, die Anlässe und Themen der Texte in vielfältiger Weise auf den Hof bezogen und bildet ein instruktives Beispiel höfischer Casual-, Unterhaltungs- und Repräsentationsliteratur. Aus der Sammlung, die insgesamt 400 Gedichte unterschiedlichster Gattungen, Formen und Themen enthält, sind besonders hervorzuheben die Übersetzungen aus den ‘Fraszki’ des bedeutenden polnischen Renaissancedichters Jan Kochanowski, ein Zyklus von Göttergesprächen in der Tradition Lukians sowie das umfangreiche ‘Lob der Musik’, das Scherffer als Kenner der zeitgenössischen Musikszene ausweist. Zahlreiche gelehrte Anmerkungen, Hinweise zur metrischen Form und theoretische Erörterungen zu Poetik und Sprache kennzeichnen den Autor als poeta doctus, der sich den Ansprüchen der opitianischen Literaturreform und den Bemühungen der Fruchtbringenden Gesellschaft um die deutsche Sprache verpflichtet weiß.
Das Nachwort erarbeitet aus den Quellen mit einer Vielzahl neuer Daten und Fakten die Biographie Scherffers und bestimmt mit der Beschreibung der Freundeskreise des Schlesiers seinen Ort innerhalb der res publica litteraria. Einer komprimierten Darstellung des OEuvres und der literarhistorischen Einordnung des Brieger Hoforganisten folgen Hinweise zum Aufbau, zur Chronologie, zur Entstehungs- und Druckgeschichte der einzelnen Texte und Bücher der ‘Geist- und Weltlichen Gedichte’. Ein Stellenkommentar, eine Forschungsbibliothek und ein Personenregister komplettieren das Nachwort.