Das Schweigen der Täter, unbearbeitete NS-Verbrechen und Traumatisierungen durch den Zweiten Weltkrieg wirken kaum bemerkt bis heute nach. Still prägen sie als »vererbtes« Leid das Leben vieler Menschen, beschädigen Biografien und Beziehungen. Eingebettet in die aktuelle Forschung erzählt Alexandra Senffts Reise durch das Erinnern, wie das Schweigen zur Last wird. Ihr Buch stellt unbequeme Fragen gegen das Verdrängen: Weshalb wurden Täter in Opfer verkehrt, welche Rollen spielen Schuld und Scham – und gibt es so etwas wie Gerechtigkeit? Sensibel und klug zeigt dieses Buch den Nachkommen der Kriegsgeneration Wege, sich auf heilsame Weise mit ihrem Erbe auseinanderzusetzen – und macht das Erinnern zum Auftrag in der Gegenwart für die Zukunft.
Table des matières
Vorwort
Hitzefrei für einen Angeklagten
Jeder hat eine Wahl
Die familiäre NS-Geschichte zwischen Verdrängung, vorsichtiger Annäherung und radikaler Aufklärung
Auf den Spuren des Krieges: Paula Albrechts Weg zu Achtsamkeit und Mitgefühl
Quentin van der Veer: Heilung kommt durch Akzeptanz, nicht durch den Schlussstrich
Fast zwanghaft alles aufdecken – Barbara Fenner und die große Klappe
Die Schattenseiten sind in uns – Wolfgang Wagner kämpft gegen Pietismus und Perfektionsanspruch
Neugierig bis zum Schluss: Ute Schenk und ihre Schwester Ulla Malterer
Sich nie ducken und authentisch bleiben: Hanns Johann Scheringers Weg vom Landwirt zum Politiker
Ein Vorname als Lebensprogramm: Freimut Duve
Stefan Ochaba: Ich bin kein Kriegsenkel, ich bin ein Nazi-Enkel!
Demut vor dem Leben. Eine Reise nach Auschwitz und warum es wichtig ist, zu lachen
Dank
Weiterführende Literatur
Anmerkungen
A propos de l’auteur
Alexandra Senfft ist Islamwissenschaftlerin und Publizistin. Ihre Themenschwerpunkte sind die transgenerationellen Folgen des Nationalsozialismus und der Dialog mit den Opfern und ihren Nachkommen, Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit, der Nahostkonflikt sowie das Spannungsverhältnis Deutsche – Juden – Israelis – Palästinenser. In ihrem Buch »Schweigen tut weh. Eine deutsche Familiengeschichte« schreibt sie vom Umgang ihrer Familie mit dem Erbe ihres Großvaters Hanns Ludin. Ludin war ab 1941 Gesandter des Dritten Reichs in der Slowakei und maßgeblich an der Deportation der slowakischen Juden beteiligt.