In dieser frühen, bislang unbekannte Erzählung von Anna Seghers, wird das Sterben eines siebenjährigen Arbeiterjungen aus der Sicht von Mutter, Vater und dem kleinen Jans erzählt. Ihr Sohn Pierre Radvanyi fand sie zwischen anderen Papieren, die Anna Seghers im Juni 1940 in Paris zurücklassen mußte, als sie mit ihren Kindern vor der einrückenden deutschen Wehrmacht nach Südfrankreich und von dort aus nach Mexiko floh.
Sie begann, wie handschriftliche Notizen belegen, im Mai 1925 daran zu arbeiten. Das unscheinbare, eng beschriebene Typoskript, das die Autorin – aus welchen Gründen auch immer – später unbeachtet liegen ließ, birgt ein meisterhaftes Stück Literatur: die Explosion eines Talentes, das sich zum Rang der bedeutendsten deutschen Erzählerin im 20. Jahrhundert entwickeln sollte. Hier ist sie bereits kraftvoll präsent, jene suggestive, gleichzeitig knappe und poetische Sprache, die das Frühwerk von Anna Seghers auszeichnet.
A propos de l’auteur
Christiane Zehl Romero ist in Wien geboren und studierte an der Wiener Universität Germanistik und Anglistik. Weitere Studien in Vergleichender Literaturwissenschaft in Paris (Sorbonne) und den USA (Yale University). Sie lebt in Winchester in der Nähe von Boston und ist Direktorin des Programms für Internationale Beziehungen sowie Tübingen Professor of German und Direktorin des Deutsch Programms an der Tufts Universität, Medford, Massachusetts. Zahlreiche Aufsätze zur deutschen und vergleichenden Literatur und zum Film, auch als Herausgeberin tätig. Biographien: Simone de Beauvoir, rororo Monographie, 1978; Anna Seghers, rororo Monographie, 1993; Anna Seghers. Eine Biographie. 1900-1947 (Aufbau-Verlag 2000).