Spicilegia enthält die größtenteils unveröffentlichten handschriftlichen Aufzeichnungen Schopenhauers aus den Jahren 1837 bis 1852. Der Titel stammt von Schopenhauer selbst und bedeutet „Ährenlese”. Es handelt sich in der Tat um die Ernte, die für die entscheidenden Frankfurter Jahre eingefahren werden konnte. So nah, unzensiert und ungeschützt wurden die Texte vorher noch nie präsentiert. Endlich wird das Netz der Bezüge sichtbar, das aus sämtlichen vorhandenen Manuskripten, Randbemerkungen zu eigenen Werken, Glossen zu Büchern anderer Autoren usw. besteht – ein veritabler Textkontinent, aus dem die gedruckten Werke wie Eisberge herausragen. Die vollständige Wiedergabe der überlieferten Manuskripte bietet damit die einzigartige Chance, Schopenhauer bei der „Arbeit des Denkens“ über die Schulter zu schauen. Denn „hier ist Schopenhauers Denken in einem anderen Aggregatzustand greifbar: als suchende und existentiell engagierte Denkbewegung, die noch nicht im konstruktiven System geschlichtet und besänftigt ist“ (Rüdiger Safranski).
A propos de l’auteur
Arthur Schopenhauer galt als Misanthrop, konnte aber auch freundlich sein, war einigen sympathisch und wurde selbst durchaus verehrt und geliebt. Ernst Ziegler war bis 2003 Stadtarchivar in St. Gallen. Er ist Privatdozent an der Universität St. Gallen, Historiker und Paläograph. Er hat bei C.H.Beck Schopenhauers Senilia herausgegeben sowie die Schopenhauer-Textsammlungen Die Kunst, sich Respekt zu verschaffen, Die Kunst, am Leben zu bleiben und Über den Tod.