Keine Revolution kommt ohne Musik aus, und dennoch wird dieser Zusammenhang selten thematisiert. Das gilt insbesondere für das ‘tolle Jahr’ 1848. Der Bedarf an Revolutionsmusik war groß: jede Kompagnie einer Nationalgarde oder Akademischen Legion wollte ihre eigenen Lieder und Märsche. Diese erklangen bei Aufzügen, Fackelzügen, Fahnenweihen, in den Straßen, auf den Barrikaden, in Konzerten und sogar in den Salons. Auch bekannte Lieder wie das studentische Fuchslied oder die Kaiserhymne wurden in den Dienst der Revolution gestellt. So gut wie alle Komponisten dieser Zeit (darunter auch einige Komponistinnen) beteiligten sich an der Produktion einschlägiger Werke, viele Musiker Innen an deren Ausführung, wenngleich so mancher sich in der nachrevolutionären, neoabsolutistischen Phase wieder davon distanzierte. Auch die Konzert- und Theaterprogramme reagierten musikalisch auf die politischen Ereignisse. Im Zentrum der Untersuchung steht Wien, doch wird der musikalischen Seite der Revolution auch in Graz, Klagenfurt, Triest, Ljubljana, Zagreb, Novi Sad, Budapest, Pressburg, Prag und in Lombardo-Venetien wird nachgegangen.
Table des matières
Vorwort
Pieter M. Judson:
About this book
Barbara Boisits:
Einleitung
Wolfgang Häusler:
Marseillaise, Katzenmusik und Fuchslied als Mittel sozialen und politischen Protests in der Wiener Revolution 1848
Hubert Reitterer:
Die Musik (insbesondere die Katzenmusik) bei der Wiener Revolution von 1848 in den Tagebüchern des Matthias Franz Perth.
Ingeborg Harer:
Musikalisch-chronologische Streiflichter der Ereignisse in Graz um 1848
Walburga Litschauer:
Klagenfurter Musikleben 1848
Christian Fastl:
Das Männerchorwesen in Österreich 1848/49
Gregor Kokorz:
Triest 1848
Musik im Spannungsfeld nationaler Diskurse
Miroslava Pejović:
Die Märzrevolution im ‘Zentrum der Peripherie’ der Habsburgermonarchie
Neue Tendenzen im Musikleben Laibachs um die Mitte des 19. Jahrhunderts
Lujza Tari:
Revolution, War of Independence in 1848/49 and its Remembering in the Traditional Music
Vjera Katalinić:
Die Musikkultur in Zagreb im Jahr 1848/49
Marijana Kokanović Marković:
Das Musikleben in Novi Sad vor 1848
Haiganuş Preda-Schimek:
Musik und Ideologie in moldo-walachischen Salons um 1848
Jana Lengova:
Der ‘Slowakische Frühling’ 1848/49 und die Musik
Viktor Velek:
Die Sternstunde der familia sancti Wenceslai
Zur Rolle der auf den heiligen Wenzel bezogenen Musiktradition im Jahre 1848
Vlasta Reittererová:
‘Schwillt die Brust, tönt der Klang.’
Ein Revolutionslied aus Zufall
Björn R. Tammen:
Joseph Proksch – Revolutionär wider Willen?
Susanne Antonicek:
Die Wiener Hofmusikkapelle im Revolutionsjahr 1848
Michaela Krucsay:
Katharina Cibbini-Koželuch im Spiegel der revolutionären Presse
Gerlinde Haid +:
Die Revolutionsjahre in den Liedzeugnissen des Altausseer Bergarbeiters Johann Kain, genannt ‘Bachwirt’
Thomas Aigner: Wiener Ball- und Marschmusik im Revolutionsjahr 1848
Erich Wolfgang Partsch: Zum Wiener Repertoire im Jahre 1848
Helmut Kowar:
Die Revolution im Wohnzimmer
Gernot Gruber: Zu Alfred Julius Bechers Streichquartett in A-Dur
Dominik Šedivý:
Alfred Julius Bechers Sinfoniefragment in d-moll
Antonio Baldassarre:
Giuseppe Verdi und seine Musik im Kontext der italienischen Revolutionsbewegung von 1848/49
Frank Hentschel:
Gustav Schilling, Franz Brendel und das Denkmuster der Emanzipation
Zum Befreiungsplot deutschsprachiger Musikgeschichten im Umfeld von 1848/49
Barbara Boisits:
Wiener Musikkritik im Revolutionsjahr 1848
Werner Telesko:
Das Jahr 1848 und seine Bedeutung für die Mythisierung historischer Ereignisse in der bildenden Kunst Österreichs
Hermann Blume:
Musikalischer Schmerz in vormärzlichen Texten (Grillparzer, Stifter, Mayrhofer, Feuchtersleben)
Christoph Landerer:
1848 und die Wissenschaften
Staatliche Bildungsplanung und der österreichische Weg in die Moderne
Autorinnen & Autoren
Index
Personenregister
Titelregister