Dieser Band bietet eine Momentaufnahme langjähriger Forschungsbemühungen jenseits und zwischen den traditionellen Wissenschaften und zugleich aus ihnen heraus. Seine Beiträge kreisen um die gemeinsam geteilte Einschätzung, dass isolierte Monodisziplinarität aber auch arbeitsteilige Interdisziplinarität angesichts heutiger Problemkomplexität vor allem im Kontext der neuen Mensch-Technik-Relationen an eine Leistungsgrenze stößt. Integrierte Forschung wird hier als regulative Idee verstanden, als kognitiver Horizont, der Wahrnehmungen, Entscheidungen und Handlungen auf einen in ihr gefassten Fluchtpunkt hin orientiert. Im Fokus stehen Fragen nach Integrierter Forschung als Ensemble der Selbstorganisation wissenschaftlicher Disziplinen einschließlich deren transdisziplinärer Beziehung zu Politik, Gesellschaft, Wirtschaft etc. sowie Fragen nach dem adäquaten Modus und Governance-Rahmen einer solchen Selbstorganisation.
Anlässlich aktueller Herausforderungen im Zuge der Digitalisierung und des gesellschaftlichen Wandels stellt dieser Band die Forderung nach Integrierter Forschung in das Spannungsfeld zwischen geleisteten Vorarbeiten und noch zu leistenden Umarbeiten, zwischen neuen Problemwahrnehmungen und zu aktualisierenden Problembearbeitungen. Der Band zeigt die Bandbreite unterschiedlicher Perspektiven auf das Thema. Vielleicht ist es nicht zuviel gesagt, dass sich hier ein neues Forschungsparadigma ankündigt.
Table des matières
Interdisziplinarität, ELSI und Integrierte Forschung – Aus Einem Vieles und aus Vielem Eines?- A→B „Wenn A, dann B“ Zur zentralen Rolle von Implikationen für die Konzeption und Praxis einer Integrierten Forschung.- „Privacy by Design“ im Dialog von Recht und Technik.- Recht als Teil „integrierter Forschung“ im Bereich Technikentwicklung – strukturelle Herausforderungen und methodische Lösungsansätze.- Organisationale Rahmenbedingungen für integrierte Forschung, Perspektiven aus einer angewandten Forschungsorganisation.- Zwischen Technikentwicklung und Techniknutzung: Paradoxien und ihre Handhabung in der ELSI-Forschung.- Integrierte Forschung – ein ethnographisches Angebot zur Ko-Laboration.- Wie kann ethische Orientierung in komplexen, digitalisierten Welten gelingen? Skizzen eines ethischen und anthropologischen Beitrags zur Integrierten Forschung.- Sechs Thesen für gelingende Integrierte Forschung.- How to achieve integration? Methodological concepts and challenges for the integration of ethical, legal, social and economic aspects into technological development.- Die Zusammenarbeit von Industrie, Ethik und Wissenschaft im Forschungsverbund: Kommunikation – Integration – Innovation.- Ein Fallbeispiel Integrierter Forschung: Das Projekt poli TE – Soziale Angemessenheit für Assistenzsysteme.- „Living Labs“ als Beispiel für die konzeptionellen Herausforderungen der Integration von Menschen in Technikentwicklung.- Gestaltung Integrierter Forschung – Ansätze zur ganzheitlichen Nutzerintegration.
A propos de l’auteur
Dr. Bruno Gransche ist seit 2017 als Philosoph am Forschungskolleg »Zukunft menschlich gestalten« Fo Ko S der Universität Siegen tätig. Er forscht und lehrt dort zur »Philosophie neuer Mensch-Technik-Relationen« mit den Schwerpunkten Technikphilosophie/ Ethik, Zukunftsdenken, soziotechnische Kulturtechniken sowie Digitalisierung. Er ist Fellow am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe, wo er von 2009 bis 2016 in der Abteilung Foresight als Zukunftsforscher arbeitete.
Prof. Dr. theol. habil. Arne Manzeschke ist seit 2012 Professor für Anthropologie und Ethik für Gesundheitsberufe an der Ev. Hochschule Nürnberg; von 1/2007 bis 2/2012 Akademischer Oberrat und Leiter der Arbeitsstelle für Theologische Ethik und Anthropologie der Universität Bayreuth. 2012 Leitung des BMBF-Projektes MEESTAR; seit Juni 2017 Leiter des Projekts »Complex Ethics – ethische Orientierung in komplexen digitalen Welten« (gefördert vom BMBF).