Die Gesellschaftsdiagnosen zeitgenössischer Autor*innen erscheinen eigenartig ausweglos. Dies zeugt weder von Indifferenz, noch von Sehnsucht nach einer besseren Vergangenheit. Die Rat- und Orientierungslosigkeit, so die These, steht im Zusammenhang mit der Langlebigkeit der neoliberalen Ordnungen, die nach dem Mauerfall – dem »Ende der Geschichte« – als alternativlos empfunden werden. Die Annahme, dass es nichts Neues mehr gäbe, führt zu einer Aushöhlung der »gesellschaftlichen Vorstellungskraft« und schließlich zu einem Gefühl der »reflexiven Ohnmacht«. Die Beiträger*innen zeigen, wie sich dieses zur rasenden Ohnmacht potenzierte Phänomen formal und inhaltlich in Literatur und Film manifestiert.
A propos de l’auteur
Daniel Graziadei (Dr. phil.), geb. 1981, lehrt romanistische Literaturwissenschaft mit Schwerpunkt Hispanoamerika, Karibik und Lusophonie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Außerdem ist er als literarischer Übersetzer aus dem Italienischen und Spanischen, als Autor sowie als Performance-Künstler tätig. Er forscht zur Verwendung von Insel- und Archipel-Darstellungen, zu Missverständnissen und zu dekolonialen sowie ökokritischen Strategien in den romanischen, englischen und deutschen Literaturen.
Lars Schneider (Dr. phil.), geb. 1971, ist Professor für französische und spanische Literatur sowie romanisches Mittelalter an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er war Mitglied der DFG-Forschergruppe »Anfänge (in) der Moderne« sowie Gastprofessor an der University of California, Berkeley. Zu seinen Arbeitsgebieten zählen die Medialität von Literatur und Film, Kulturwissenschaft, Poetiken der Moderne, Stadt/Architektur in Literatur und Film sowie Neue Medien in der Romanistik.