Seit 1968 verfolgt der französische Krimi auf Benjamin’sche Weise die Spuren der Revolutionen des 19. und 20. Jahrhunderts – als lebendige Erinnerung. Er nimmt Partei für die Revolte, deckt Ungerechtigkeiten auf und lässt hinter die Kulissen von Herrschaft blicken.
Mittels einer Bestimmung des Verhältnisses von Geschichtsschreibung und Literatur geht dieses Buch der Frage nach, ob der aktuelle französische Kriminalroman als Geschichtsschreibung gelten kann. Die Pariser Kommune, der Erste und Zweite Weltkrieg, der Spanische Bürgerkrieg, der Algerienkrieg und der Mai 1968 bilden den Hintergrund der untersuchten Romane, die hoffnungsvoll und melancholisch die Geschichte der Besiegten erzählen. Die Autoren (Pouy, Daeninckx, Manotti, Vilar u.a.) legen in ihren Texten Zeugnis ab von den politischen und intellektuellen Strategien der Linken am Ende des 20. Jahrhunderts.
A propos de l’auteur
Elfriede Müller ist als Beauftragte für Kunst im öffentlichen Raum in Berlin tätig. Sie ist Historikerin, Literaturwissenschaftlerin, Buchhändlerin sowie Verlagskauffrau und veröffentlicht zur Kritischen Theorie, den revolutionären Strömungen des 20. Jahrhunderts, Frankreich etc.
Alexander Ruoff arbeitet als freier Historiker u.a. für das Archiv von Yad Vashem, Jerusalem und veröffentlicht u.a. zu Darstellungsformen des Holocaust.