Nicht Freiheit oder Gerechtigkeit, Sicherheit ist der bestimmende politische Begriff der Gegenwart. Ob Versorgungssicherheit in Krisenzeiten, Datensicherheit im Internet oder Gesundheitssicherheit angesichts von Seuchen: Mit kaum einem Begriff werden weitreichendere politische Eingriffe gerechtfertigt. Während jedoch vielerorts über das Für und Wider von Sicherheit diskutiert wird, bleibt das Prinzip der Sicherheit selbst meistens unhinterfragt. In seiner souverän verfassten Begriffsgeschichte von Seneca bis zur SMS zeigt der Philosoph Frédéric Gros, wie sich Sicherheit von der antiken Bezeichnung innerer Ruhe erst in der Moderne zu einem Anliegen des Staates und somit zum Ziel aller Politik wandelte. Doch damit ist die Geschichte des Begriffs nicht zu Ende: Durch die Privatisierung der Sicherheit wird heute eine instabile Ordnung erzeugt, die sich stets am Rande der Katastrophe bewegt. Mit Sicherheit wird dafür gesorgt, dass sich daran nichts ändert und alles so weitergeht wie zuvor.
A propos de l’auteur
Frédéric Gros ist Philosoph und lehrt als Professor an der Université Paris XII und am l’Institut d’études politiques.
Er ist Herausgeber der Vorlesungen Michel Foucaults und Autor zahlreicher Bücher. Zuletzt auf Deutsch: ‘Unterwegs. Eine kleine Philosophie des Gehens’.