Mit der Digitaltechnologie haben alternative Objektumgangsweisen Einzug in die literaturwissenschaftliche Alltagspraxis gehalten. Volltextrecherchesysteme, quantitative Textanalyseverfahren, digitale Annotations- und Visualisierungstools tangieren, modifizieren oder substituieren gewöhnliche Arbeitsroutinen. Diese Entwicklungen werden kontrovers – und oftmals im Kontext von meinungsstarken Krisendiagnosen – diskutiert. Vor diesem Hintergrund votiert die Autorin für eine stärkere Empirisierung literaturwissenschaftlicher Selbstbeschreibungen. Hierzu legt sie eine textbasierte Praxeologie der Literaturwissenschaft vor, die mit einer Entdramatisierung der Großerzählungen über die »goldene Zukunft« respektive den »drohenden Untergang« des Fachs durch die Digitaltechnologie verbunden ist.
As a consequence of digital technological innovations alternative ways of dealing with literary objects have experienced an upswing. Full text search engines, quantitative text analysis techniques, digital annotation systems and visualisation tools affect, modify, or substitute commonplace working routines in literary studies. These developments are discussed controversly – often framed within opinionated crisis discourses. Against this backdrop, this study opts for a stronger empirical exploration of the concrete doing of literary scholars. It propounds a text-based praxeology, which boils down to a de-dramatisation of meta-narratives about the impact of digital technologies in the humanities leading either to a ‘golden future’ or an ‘imminent downfall’ of the discipline.
A propos de l’auteur
Dr. Friederike Schruhl ist akademische Rätin a. Z. an der Universität Bayreuth. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Georg-August-Universität Göttingen und der Humboldt-Universität zu Berlin.