Um 1900 entstehen auffällig viele literarische Texte, die die Institution Schule zum Gegenstand haben. Die Arbeit erschließt dieses Korpus – einschließlich Autoren »zweiter Reihe« – erstmals systematisch aus einer diskurs- und wissensgeschichtlichen Perspektive und verdeutlicht die wechselseitige Verbundenheit des literarischen Schuldiskurses mit einer Reihe zeitgenössischer Wissensfelder. Der Transformationsprozess, den das Genre durchläuft, wird mit Blick auf drei solcher Austauschbeziehungen dargestellt. Im Zentrum der Textanalysen stehen die Bedeutung der Überbürdungsdebatte – der Diskussion um die vermeintlich körperlich-geistige Überforderung der Schüler –, weiter Formen ästhetischer Subversion des institutionellen Programms und der Parodie der noch jungen Genretradition und schließlich Szenarien der Transformation von pädagogischen Absichten in politische. So wird die Schule als Reflexionsfigur erkennbar – als Institution, mit deren Hilfe die Epoche sich selbst zu verstehen versucht.
A propos de l’auteur
Dr. Gwendolyn Whittaker studierte Germanistik und Anglistik in Konstanz und Glasgow. Sie schloss ihr Studium mit dem Ersten Staatsexamen ab und wurde 2012 an der Universität Konstanz promoviert.