Die digitale Verfügbarkeit großer Textmengen und ihre umfassende Vernetzung beeinflussen unseren Umgang mit Sprache und Geschriebenem. Die Möglichkeit, auf riesigen Textwellen zu surfen und endlos viele Texte immer verfügbar zu haben, verändert auch das Bild, das wir uns von Sprache generell machen. Dieser wissenschaftliche Essay beschreibt den Wandel der Sprachauffassung, der sich durch Digitalisierung und Vernetzung gerade vollzieht, und zeigt die Konsequenzen in Bildungsinstitutionen, Sprachpolitik und bis hinein in unseren Alltag: In der SMS-Kommunikation erhalten wir Formulierungsvorschläge oder wir sprechen mit einem künstlichen Gesprächspartner in unserem Smartphone. Auch die fortschreitende Kombination von Text mit Grafik, Bild und Video wird als weitere Triebkraft dieses Wandels thematisiert. Ein abschließendes Kapitel skizziert ein neues Bild der Sprache, das einer offenen, demokratischen und zunehmend vernetzten Gesellschaft entspricht.
Table des matières
1 Wie sprechen und denken wir über Sprache?.- 2 Ein erstes Bild der Sprache entsteht.- 2.1 Klassische Rhetorik: erst Praxis, dann Theorie und Bildungsideal.- 2.2 Im Kielwasser der Rhetorik: Grammatik und Dialektik.- 2.3 Grammatik wird im Mittelalter zum Fundament der Gelehrtheit.- 2.4 Gilt das antike Bild der Sprache noch heute?.- 3 Das radikale 20. Jahrhundert.- 3.1 „Abseits von Welt und Sprecher“: der Strukturalismus.- 3.2 Chomskys linguistische Revolution – radikal und konservativ zugleich.- 3.3 Ein „grandioser Brückenschlag“: Sprache und Logik.- 3.4 Radikaler Theorie mit Texten und Daten begegnen.- 4 Sprache digital und vernetzt.- 4.1 Dumme und kluge Sprachautomaten.- 4.2 Der Computer wird als Schreib- und Lesewerkzeug neu erfunden.- 4.3 Das World Wide Web, ein Schriftmedium.- 4.4 Die Erforschung von Sprache: digital und vernetzt.- 5 Sammlungen – das quantitative Bild.- 5.1 Was wird gesammelt, und wie?.- 5.2 Wie Sprachkorpora ihre Geheimnisse preisgeben.- 5.3 Aus Texten treten Konstruktionen hervor.- 5.4 Das quantitative Bild des Sprachgebrauchs.- 6 Flächen und Räume – das physische Bild.- 6.1 Multimodalität: Sprache, Text und anderes.- 6.2 Wie untersucht man Gesehenes?.- 6.3 Auch Sprache lässt sich sichtbar machen.- 6.4 Das physische Bild der Sprache in Fläche und Raum.- 7 Gewebe – das kommunikative Bild.- 7.1 Texte und Menschen, in Netzen verwoben.- 7.2 Wie sich Netzwerke erforschen lassen.- 7.3 Struktur und Dynamik von Netzwerken bewerten.- 7.4 Netzgeflüster – das kommunikative Bild der Sprache.- 8 Neue Perspektiven durch neue Methoden.- 8.1 Sprache als Gewässer.- 8.2 Was folgt daraus für den Umgang mit Sprache?.- 8.3 Eine digitale, vernetzte Sprachwissenschaft ist entstanden.- 9 Sprachpolitik und der Kampf um das Deutsche.- Literatur.- Anmerkungen
A propos de l’auteur
Henning Lobin (*1964) ist seit 2018 Direktor des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim und Professor für Germanistische Linguistik an der dortigen Universität. Zuvor war er seit 1999 Professor für Angewandte Sprachwissenschaft und Computerlinguistik an der Justus-Liebig-Universität Gießen.