Dieses Heft von ‘Geschichte und Region/Storia e regione’ widmet sich der Tourismusgeschichte und wählt dafür zwei verschiedene Herangehensweisen – die eine methodisch, die andere thematisch fokussiert.
Der erste, von Hester Margreiter, Ingrid Runggaldier und Katharina Scharf herausgegebene Teil nähert sich der Tourismusgeschichte über den gezielten methodischen Vergleich von Tourismusregionen. Dabei nehmen die vier Aufsätze von Marlene Horejs, Hans Heiss, Claudia C. Gatzka und Christian Rohr je andere Blickwinkel ein und perspektivieren den jeweiligen regionalen Vergleich etwa über die Rolle von Schulunterricht, Reiseführern oder Bergbahnen oder aber über geografische, sozioökonomische, kulturelle, auch architektonische Aspekte. Sie untersuchen anschauliche Beispiele hauptsächlich aus dem Alpen- und oberitalienischen Raum des 19./beginnenden 20. Jahrhunderts und können aufzeigen, wie erkenntnisgewinnend die historische Komparatistik für eine regionalgeschichtlich ausgerichtete Tourismusgeschichte sein kann.
Der zweite, von Paolo Raspadori herausgegebene Teil hingegen schlägt eine thematische Schneise und richtet sein Interesse auf das für den Tourismus so grundlegende Phänomen der Saisonalität, das im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte zahlreiche Veränderungen und Verschiebungen erfahren hat. Die vier Aufsätze nehmen die Tourismussaison für je andere regionale Räume unter die Lupe: Evelyn Reso analysiert die Sommersaison 1907 in einem Hotel in Seis am Schlern anhand der Briefe einer Saisonangestellten, während Riccardo Semeraro die saisonbedingten Entwicklungen am Gardasee für einen langen Zeitraum von 1870 bis 1970 in den Blick nimmt. Andrea Zanini untersucht den Wandel von Tourismussaison und -klientel an der ligurischen Riviera während der Belle Époque und Elisa Tizzoni widmet sich der Erschließung der Cinque Terre als Tourismusdestination in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Table des matières
Inhalt/Indice
Hester Margreiter, Paolo Raspadori, Ingrid Runggaldier, Katharina Scharf
Editorial/Editoriale
Tourismusregionen im Vergleich
Regioni turistiche a confronto
Marlene Horejs
Tourismus macht Schule. ‘Unterweisung der Schulkinder über das Wesen und die Bedeutung des Fremdenverkehres’ (1913) in den Regionen der österreichischen Reichshälfte der Habsburgermonarchie
Hans Heiss
Entfernte Verwandte. Analogien und Differenzen der Tourismusregionen Engadin und Wipp- und Pustertal 1860–1920
Claudia C. Gatzka
Definire lo standard. Svizzera e Alta Italia come mete del turismo britannico, dagli anni
Trenta ai Settanta dell’Ottocento
Christian Rohr
Bergbahnen als Symbole und Promotoren des Alpentourismus. Das Berner Oberland in der Belle Époque – mit einem Vergleich zum Salzkammergut
Die Saisonalität in der Tourismusgeschichte
La stagionalità nella storia del turismo
Evelyn Reso
Die Saison als Theaterstück. Lebensgeschichtliche Einblicke hinter die Kulissen eines familiengeführten Sommerfrischehotels der Jahrhundertwende
Riccardo Semeraro
Tourism Seasons on Lake Garda. From Elitist Winter to Crowded Summer, 1870–1970
Andrea Zanini
Dalla cura alla mondanità. Reinventare la stagione turistica in Riviera durante la Belle Époque
Elisa Tizzoni
La stagione turistica nelle Cinque Terre tra anni Cinquanta e Sessanta: aspetti ambientali,
politici, economici e sociali
Forum
Stefan Lechner
Schall und Rauch. Vom Nutzen der Rezension für die Historie
Joachim Gatterer
Die Robert-Grimm-Gesellschaft und ihre Arbeiten zur sozialdemokratischen Geschichte
der ländlichen Schweiz
Rezensionen
A propos de l’auteur
Seit über 30 Jahren stellt die Zeitschrift ‘Geschichte und Region/Storia e regione’ einen kritischen und originellen Orientierungs- und Bezugspunkt in der regionalgeschichtlichen Literatur Tirols dar. Mit ihrer thematisch breiten, interdisziplinären Ausrichtung und methodisch innovativen Ansätzen ist sie eine etablierte Alternative und Ergänzung zur klassischen Landesgeschichte. Eine Besonderheit ist die Zweisprachigkeit der Zeitschrift (deutsch-italienisch), die sich als Kontaktstelle und Scharnier zwischen der italienischen und österreichisch-deutschen Forschungslandschaft begreift. Mit einem neuen, erweiterten Konzept versteht sich die Zeitschrift verstärkt als Forum für vergleichende Regionalgeschichte des mittleren Alpenraumes und versucht, das oft geforderte Desiderat eines Vergleichs neuer regionalgeschichtlicher Studien ein Stück weit umzusetzen.