Will man das republikanische Selbstverständnis Frankreichs in unserer Gegenwart verstehen, sind Kenntnisse über die Dritte Republik (1870-1940) unerlässlich. Viele nationale Symbole wie der Nationalfeiertag am 14. Juli gehen auf die Dritte Republik zurück. Auch die Laizität des Staates und der Schulbildung sind bleibende Errungenschaften dieser Epoche.
Das Studienbuch behandelt kompakt die siebzig Jahre zwischen Zweitem Kaiserreich und Zweitem Weltkrieg und spannt dabei einen Bogen von der langwierigen Durchsetzung bis hin zur Selbstauflösung der Republik. Es richtet sich gezielt an Studierende und vermittelt Orientierung und Basiswissen, macht die Ergebnisse französisch- und englischsprachiger Forschung zugänglich und stellt wichtige Erklärungsansätze vor.
Table des matières
Einleitung 9
Teil I. In der Offensive. Frankreich wird Republik 1870–1914 15
1. Anfänge und Weichenstellungen. Politische Ereignisgeschichte bis zum Ersten Weltkrieg 16
Nach Sedan: Die Etablierung einer Republik 1870–1873 16
Monarchisten und Republikaner. Die politischen Strömungen in den 1870er Jahren 22
Die Unmöglichkeit der Monarchie. Misslungene Restaurationsversuche 1871–1879 25
Alternativlos. Gründe für den Erfolg der Republik 28
Mehrheiten, Themen, Ereignisse bis 1914 30
2. Politische Entscheidungsfindung: Parlament und Regierung 34
Die Funktionsweise der politischen Institutionen 34
Politische Karrieren: Zum Personal in Parlament und Regierung 38
Macht und Geld. Die politischen Skandale 42
3. Republikanisierung als politische Praxis 45
Allgemeine Politisierungsfaktoren: Nationale Integration 48
, Spezielle‘ Politisierungsfaktoren: Die Wahlen 50
Die zögerliche Vorgeschichte der politischen Parteien 56
1901 bis 1905: Das Parteienspektrum formiert sich 59
4. Republikanisierung als Kulturprogramm 62
Nationalisierung revolutionärer Symbolik 63
Kostenlos, verpflichtend, laizistisch. Die Schule der Republik 67
Der Sieg der laïcité : Trennung von Staat und Kirche 71
5. Neue Herausforderungen von rechts und links: Die Gegner der Republik 75
Zwischen Ablehnung und Akzeptanz der Republik: Der gemäßigte Katholizismus 75
Moderne Radikalisierung: Die Neue Rechte 77
Der Boulangismus 79
Die Dreyfus-Affäre 81
Die frühen Ligen: Extremismus zwischen links und rechts 84
Revolutionäre Linke und Arbeiterbewegung 87
6. Gebremste Entwicklung. Wirtschaft und Gesellschaft bis zum Ersten Weltkrieg 92
Stagnation und Wachstum: Demographie und wirtschaftliche Struktur 93
Urbanisierung 96
Soziale Schichten und Lebenswelten 98
7. Zwischen Revanche und Imperium. Die Außenpolitik der Republikaner 104
Aus der Isolation entkommen: Die bilateralen Beziehungen der Republik in Europa 105
Ein republikanisches Empire: Kolonialpolitik vor dem Ersten Weltkrieg 108
Zuspitzungen: Die Vorgeschichte des Ersten Weltkriegs 114
Teil II. Feuertaufe und Trauma: Der Erste Weltkrieg als Scheitelpunkt der Republik 117
8. Von der Union sacrée zum Retter. Politik unter Kriegsbedingungen 119
Die Heilige Union: Mythos und Belastung 119
Beschränkungen. Die parlamentarische Demokratie im Krieg 123
Die Rückkehr der Politik im Krisenjahr 1917 und das Phänomen Clemenceau 125
9. Der totale Krieg 128
Mörderischer Stillstand: Der Kriegsverlauf 129
Kriegswirtschaft 132
Der Kriegsalltag der Zivilisten und die „Kriegskultur“ 135
Teil III. In der Defensive: Die späte Republik 1918–1940 141
10. Wechselnde Mehrheiten. Die Regierungsbündnisse der 1920er und 1930er Jahre 142
11. Vom Krieg gezeichnet 149
Verluste und Verletzungen 150
Trauerkultur 152
Rekonstruieren und Integrieren: Nordostfrankreich und Elsass-Lothringen 154
12. Kontinuitäten und Krisen. Wirtschaft und Gesellschaft zwischen den Kriegen 157
Kontrastreich. Die Wirtschaftsgeschichte der Zwischenkriegszeit 158
Auf dem Weg zum Tiefpunkt: Die Demographie 162
Im Wesentlichen unverändert: Zur Sozialstruktur 164
Pragmatischer und effizienter. Arbeiterbewegung und Arbeitsbeziehungen 168
Unterhaltungskonsum und neue Medien 170
13. Politische Praxis und Akteure in der Zwischenkriegszeit 173
Anpassung ohne Reform: Das parlamentarische Regierungssystem 173
Zünglein an der Waage oder Fahne im Wind? Die Radikalen 177
Die Spaltung der Linken: SFIO und Kommunisten 178
Gesellschaftspolitik und die Rückkehr der Jeanne d’Arc: Zur neuen Rolle des Katholizismus 182
14. Positionsverluste. Frankreich in der Welt 185
Versailles und die europäische Außenpolitik 186
Das Kolonialreich in der Krise 189
15. Auf der Suche nach neuen Lösungen. Die Krise der 1930er Jahre 193
Mehr Autorität wagen? Krisensymptome und -debatten Anfang der 1930er Jahre 194
Faschistische Bedrohung? Die Ligen der Zwischenkriegszeit und der 6. Februar 1934 196
Ein kurzlebiges Gegenmodell: Die Volksfront 200
16. Das Ende – Ereignisse und Ursachen 204
Literatur 213
Verzeichnis der Abkürzungen 219
Personenregister 221
Danksagung 223
A propos de l’auteur
Prof. Dr. Jens Ivo Engels forscht und lehrt am Institut für Geschichte der Technischen Universität Darmstadt.