Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen ist ein sehr emotionales und nach wie vor hochaktuelles Thema, wie der „Missbrauchsskandal“ des Jahres 2010 um massive sexuelle Übergriffe in Institutionen zeigte. Am häufigsten findet Missbrauch jedoch nach wie vor in der Familie statt. In beiden Fällen sind Personen aus pädagogischen sowie medizinisch-therapeutischen Berufen oft wesentliche Ansprechpartner/-innen für betroffene Kinder und Jugendliche. In den letzten Jahren wurde allerdings deutlich, dass diese Ansprechpersonen derzeit nicht immer über die umfassende Wissensbasis und Handlungskompetenz verfügen, um den Betroffenen professionell Unterstützung bieten zu können.
An der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Ulm wurde in der Konsequenz 2011-2014 unter Leitung von Prof. Jörg M. Fegert der Online-Kurs „Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch“ für medizinisch-therapeutische und pädagogische Berufe entwickelt. Das vorliegende Handbuch, das sich aus den Grundlagen- und Rechtstexten des positiv evaluierten Online-Kurses zusammensetzt, bietet durch die Beiträge namhafter Autorinnen und Autoren eine in diesem Umfang und in dieser Praxisnähe bislang in Deutschland noch nie präsentierte Darstellung des fachlichen Basiswissens zu dieser Thematik. Die Darstellung praktischer Bezüge, konkreter Vorgehensweisen und relevanter rechtlicher Aspekte soll dabei zu einem besseren theoretischen Verständnis und einer Erhöhung der Handlungskompetenz im Umgang mit (potentiellen) Missbrauchsfällen in der beruflichen Praxis beitragen.
Nur in diesem Buch erhältlich sind Konzepte und Übungsmaterialien, die im Rahmen des Online-Kurses für ergänzende Präsenzkurse erstellt und evaluiert wurden. Die Leserinnen und Leser sollen dadurch in die Lage versetzt werden, die Auseinandersetzung mit den wichtigen Themen dieses Buches in ihrem Arbeitsbereich als Multiplikatoren anzuleiten, um diese im kollegialen Austausch, z.B. in Teamgesprächen, Supervisionsgruppen oder Fortbildungen, für den eigenen beruflichen Kontext zu reflektieren.
Table des matières
1 Gesellschafts- und bildungspolitische Notwendigkeit eines umfassenden Kursangebots zur Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch.- 2 Didaktisches und inhaltliches Konzept des Onlinekurses ‘Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch’.- 3 Ergebnisse der Evaluation des Online-Kurses ‘Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch’.- 4 Sexueller Missbrauch und Kinderschutz – Perspektiven im Wandel.- 5 Sexueller Kindesmissbrauch: Begriffe, Definitionen und Häufigkeiten.- 6 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung nach dem 13. Abschnitt des Strafgesetzbuches.- 7 Kinderschutz und Vernetzung im Bereich Prävention von und Intervention bei sexuellem Kindesmissbrauch.- 8 Der Widerspruch zwischen gesprochenem Recht und erlebter Gerechtigkeit, wenn Kinder Opfer von sexualisierter Gewalt werden.- 9 Psychische und körperliche Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.- 10 Gefährdungslagen und Schutzfaktoren bei Kindern und Jugendlichen in Bezug auf sexuellen Kindesmissbrauch.- 11 Sexueller Missbrauch von Kindern – Ursachen und Verursacher.- 12 Missbrauchstäter – Schuldfähigkeit und strafrechtliches Sanktionensystem.- 13 Gefährdungslagen und Schutzfaktoren im familiären und institutionellen Umfeld in Bezug auf sexuellen Kindesmissbrauch.- 14 Auffälligkeiten und Hinweiszeichen bei sexuellem Kindesmissbrauch.- 15 Umgang mit Vermutung und Verdacht bei sexuellem Kindesmissbrauch.- 16 Rechtliche Grundlagen zu Kinderrechten, Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung.- 17 Klinische Diagnostik bei sexuellem Kindesmissbrauch.- 18 Körperliche Befunde bei sexuellem Kindesmissbrauch.- 19 Gesprächsführung mit von sexuellem Missbrauch betroffenen Kindern und Jugendlichen.- 20 Zur Bedeutung der Aussagepsychologie für die Rechtsprechung bei Delikten des sexuellen Missbrauchs von Kindern .- 21 Planung der Intervention nach Aufdeckung eines sexuellen Kindesmissbrauchsfalls .- < 22 Rechte von Kindern und Jugendlichen im Rechtssystem, die Aufgaben von Jugendamt und Familiengericht im Bereich sexueller Missbrauch.- 23 Die Strafanzeige bei der Polizei und das Verfahren vor dem Strafgericht bei sexuellem Kindesmissbrauch.- 24 Standards in der Dokumentation bei sexuellem Kindesmissbrauch.- 25 Unterstützung für von sexuellem Missbrauch betroffene Kinder und Jugendliche.- 26 Eingliederungshilfen bei drohender seelischer Behinderung.- 27 Unterstützung für Bezugs- und Kontaktpersonen sexuell missbrauchter Kinder und Jugendlicher.- 28 Selbstfürsorge in der Fallarbeit bei sexuellem Kindesmissbrauch.- 29 Sexueller Missbrauch in Institutionen – bisherige Problematisierungen des Themas und die Entwicklung am Runden Tisch „Sexueller Kindesmissbrauch“.- 30 Beschwerdesysteme als integraler Bestandteil eines institutionellen Qualitätsmanagements.- 31 Sexueller Missbrauch in Institutionen – Umgang mit Missbrauchsfällen und institutionelle Traumabewältigung.- 32 Die Leitlinien zur Einschaltung der Strafverfolgungsbehörden bei sexuellem Kindesmissbrauch in Institutionen – Konsequenzen für die Praxis.- 33 Arbeitsrechtliche Reaktionsweisen im Umgang mit (potenziellen) Fällen von sexuellem Missbrauch.- 34 Prävention von sexuellem Missbrauch – Möglichkeiten und Grenzen.- 35 Sexualpädagogik und Sexualerziehung.- 36 Nutzung und Wirkungen sexueller Medieninhalte im Jugendalter.- 37 Sexuelle Übergriffe unter Kindern und Jugendlichen.- 38 Rechtliche Aspekte bei sexuellen Übergriffen unter Kindern und Jugendlichen: Strafmündigkeit, Jugendstrafrecht und Verantwortungsreife.- 39 (Inter-)Kulturelle Faktoren von sexuellem Kindesmissbrauch.- 40 Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen mit Behinderung.- 41 Kommerzielle Formen von sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen.- 42 Evaluationsergebnisse der begleitenden Präsenzkurse im Rahmen des Online-Kurses ‘Prävention von sexuellem Kindesmissbrauch’.- 43 Übungen.
A propos de l’auteur
Prof. Dr. Jörg M. Fegert ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie, Universitätsklinikum Ulm.
Ulrike Hoffmann, Elisa König, Johanna Niehues, Dr. Hubert Liebhardt sind Mitarbeiter der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie der Universität Ulm.