Harold Garfinkels 1967 erschienene »Studies in Ethnomethodology« gelten als Gründungsdokument der Ethnomethodologie und haben längst den Status eines soziologischen Klassikers. Doch so bekannt dieses Buch ist, so wenig wurde es tatsächlich gelesen. Angesichts radikaler Veränderungen der Lebenswelt unterziehen die Beiträger*innen des Bandes die »Studies« gut 50 Jahre nach ihrer Ersterscheinung einer Relektüre. Sie decken bisher verborgene Bezüge auf, rekapitulieren methodologische und empirische Anschlüsse an Garfinkel, diskutieren Parallelen und Differenzen zu anderen soziologischen und kulturwissenschaftlichen Forschungsprogrammen und demonstrieren das kritische Potenzial der Ethnomethodologie.
A propos de l’auteur
Jörg R. Bergmann (Prof. i.R. Dr. rer. soc.), geb. 1946, war Professor für Mikrosoziologie (Universität Gießen) und für Qualitative Methoden in der Sozialforschung (Universität Bielefeld) sowie Direktor des Bielefelder Zentrums für interdisziplinäre Forschung (Zi F). 1977/1978 war er Forschungsstipendiat an der University of California Los Angeles bei Harold Garfinkel. In den 1980er Jahren hat er zusammen mit Thomas Luckmann an der Universität Konstanz die soziologische Gattungsanalyse begründet. Seine weiteren Forschungsschwerpunkte sind Soziologie der Moral, Katastrophenforschung sowie therapeutische Interaktion.
Christian Meyer (Prof. Dr.) ist Professor für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie an der Universität Konstanz. Zuvor hatte er Professuren in Duisburg-Essen (Kommunikationswissenschaft) und Würzburg (Spezielle Soziologie und Qualitative Methoden) inne. Sein Interesse an der Ethnomethodologie resultierte in konversationsanalytischen und ethnomethodologischen Forschungen über sprechende Geister im städtischen Brasilien, Mahn-, Prahl- und Drohreden von Native Americans und Dorfgespräche der senegalesischen Wolof. Darüber hinaus arbeitet er zu der Genese und den noch unausgeschöpften theoretischen Potenzialen der Ethnomethodologie, aber auch zu der Erforschung sensorischer Modalitäten in der Interaktion sowie der zunehmenden Bedeutung technisch generierter Interaktionspartner.