Jeden Tag schwimmt Walter Nowak seine Bahnen im Freibad. Eines Morgens bringt eine Begegnung ihn aus der Fassung, mit fatalen Folgen: Der Länge nach ausgestreckt findet er sich wenig später auf dem Boden seines Badezimmers wieder, bewegungsunfähig und auf sich allein gestellt. ‘Von nun an geht es abwärts, immer abwärts’, schießt es ihm durch den Kopf. Zunehmend verliert er die Kontrolle, Gedankenfetzen, Bilder aus der Vergangenheit stürzen auf ihn ein: das Weihnachtsfest mit seiner ersten Frau Gisela, ihr Schweinebraten, ihre Tränen; der Blick seines Sohnes Felix, als er von der Trennung erfährt; Erinnerungen an seine eigene Kindheit als unehelicher Sohn eines GIs; und, vor kurzem, eine Diagnose seiner Ärztin. Während nach und nach alles vor seinen Augen verschwimmt, ziehen seine Gedanken immer engere Kreise, nähern sich einem verborgenen Zentrum, dem Anfang, dem Ende … Als das Hitzegewitter endlich losbricht, steht plötzlich sein Sohn Felix vor der Tür.
Mit verblüffender erzählerischer Souveränität und großer Empathie zeichnet Julia Wolf in ihrem zweiten Roman ein eindrückliches Männerporträt: Walter Nowak, Kind der Nachkriegszeit, steht an einem Scheidepunkt. Seinem Gedankenstrom folgend macht der Leser eine faszinierende Reise in die menschliche Psyche.
A propos de l’auteur
Julia Wolf, 1980 in Groß-Gerau geboren, lebt in Berlin und Leipzig. Für ihren Debütroman ‘Alles ist jetzt’ (FVA 2015) erhielt sie den Kunstpreis Literatur 2015 der Brandenburg Lotto Gmb H. Beim Ingeborg-Bachmann-Preis 2016 las sie einen Auszug aus ihrem Roman ‘Walter Nowak bleibt liegen’, für den sie mit dem renommierten 3sat-Preis ausgezeichnet wurde.
‘Ein ganz starker Text, der von seiner sprachlichen Finesse lebt und sich in seiner literarischen Qualität weit über das Mittelfeld heraushebt.’ Sandra Kegel (FAZ), Bachmannpreis-Jury
‘Großartig entwickelt: Teilnehmend, aber mit kühlem Blick registriert die Autorin das Sterben eines Alphatiers.’ Frankfurter Allgemeine Zeitung
‘Mich hat dieser fein gearbeitete Text sehr beeindruckt … überraschend und zeitgenössisch.’ Stefan Gmünder (Der Standard), Bachmannpreis-Jury
‘Julia Wolf geht es um Wichtiges, sie verzettelt sich nicht, gräbt tief und noch tiefer, um an Stellen einer Biografie zu geraten, in denen das Schmerzfeuer lodert. Sie arbeitet intensiv, bisweilen gar wagemutig an der Sprache.’ Salzburger Nachrichten
‘Virtuos’ Die Welt
‘Vorzüglich gearbeitet … eine intensive, feinziselierte, auch schön gemeine Annäherung an das Gefühlsleben eines Mannes, der in seinen Sechzigern in die Midlifecrisis gerät.’ Frankfurter Rundschau
‘Ein sogkräftiger Bewusstseinsstrom’ Neue Osnabrücker Zeitung