Im Laufe ihres Lebens entwickeln Menschen aufgrund ihres praktischen Wissens und ihrer Erfahrungen sogenannte subjektive Theorien, die die Grundlage ihres vernunftorientierten Handelns bilden. Diese stehen im Zentrum der verstehend-erklärenden Psychologie (VEP) und bilden den Ausgangspunkt des Forschungsprogramms Subjektive Theorien (FST). Mit dem Ansatz, Personen als rationale, zur Selbstexplikation fähige Akteure zu begreifen, wurde die Psychologie um ein theoretisch-methodologisches Gesamtkonzept zur Erforschung menschlichen Handelns bereichert. Doch nicht nur die Generierung wissenschaftlicher Erkenntnisse ist Ziel der VEP, sondern auch die Stärkung der Autonomiepotenziale handelnder Subjekte.
Im vorliegenden Buch werden neben theoretischen und methodologischen Argumenten auch innovative Forschungsmethoden und exemplarische empirische Projekte vorgestellt. Der Schwerpunkt liegt auf dem emanzipatorischen Anspruch und dem Menschenbild einer sozialwissenschaftlichen Psychologie, die die subjektiven Theorien der Handelnden ins Zentrum stellt. Die Darstellung schließt mit Bedenken, Einwänden und Ergänzungen, von denen die psychologische Forschung der Zukunft profitieren kann.
Table des matières
Vorwort
Kapitel 1: Können spröde Theorien spannend sein?
Historische Anmerkungen zum Kontext eines Forschungsprogramms
Ein erster Blick in die Gegenwart der Handlungspsychologie
Kapitel 2: Das Menschenbild: erste Unterscheidungen
Kapitel 3: Theorie, Methodologie, Methodik
Anthropologische Kernannahmen und Grundbegriffe: Handeln, Tun, Verhalten
Intentionales Handeln und subjektiver Sinn: das Verstehen und Beschreiben einer Handlung im Rahmen der dialogischen Hermeneutik
Komplexe internale Systeme: Subjektive Theorien und das FST
Subjektive und wissenschaftliche Theorien: Strukturmerkmale, Funktionen, Bewertungskriterien
Voraussetzungen der methodischen Rekonstruktion subjektiver Theorien
Methoden zur Rekonstruktion subjektiver Theorien
Deskriptive Konstrukte und kommunikative Validierung
Von der verstehenden zur erklärenden Psychologie
Die empirische Überprüfung subjektiver Theorien: realitätsadäquat oder nicht?
Kapitel 4: Empirische Studien und Befunde
Themen und Forschungsfelder im Überblick
Beispiel I: Pädagogisches Handeln im Lichte subjektiver Theorien
Beispiel II: Subjektive Theorien von Jugendlichen über ihre Schulverweigerung
Beispiel III: Subjektive Theorien über Zivilcourage – von subjektiven zu wissenschaftlichen Theorien
Beispiel IV: Die Veränderung subjektiver Theorien durch formelles und informelles Lernen
Fazit: Das Forschungsprogramm Subjektive Theorien als Referenzrahmen empirischer Forschung
Kapitel 5: Kritische Würdigung: Bedenken, Desiderate, Ergänzungen
Präskriptive Ideale und wissenschaftliche Präzision
Menschenbild: Menschliches Handeln und rationalistische Zombies
Verstehend-erklärende Psychologie: die unglückliche Ehe zwischen kommunikativer und explanativer Validierung
Subjektwissenschaftliches Methodenrepertoire: Innovationen und Restriktionen
Leidenschaftliche Antworten und engagierte Fragen – Ein Nachwort
(Norbert Groeben und Brigitte Scheele)
Anthropologie
Methodologie
Literatur