Das 9. Jahrhundert war auf der Iberischen Halbinsel und in Süditalien geprägt von den Kontakten und Konfrontationen zwischen Christen und Muslimen, weshalb diese ‘Peripherien’ Europas ein ergiebiges Feld für kulturhistorische Fragestellungen sind: Wie gestalteten sich Kontakt und Konfrontation zwischen Muslimen und Christen? Wie wurden die Muslime von den Christen wahrgenommen? Trug der Kontakt mit den ‘Anderen’ zur Herausbildung einer europäischen Identität bei? Anhand eines Vergleichs der beiden Gebiete wird vor dem Hintergrund der wissenschaftlichen Diskurse zur Entstehung Europas, zum Gewaltpotential monotheistischer Religionen und zum Kulturkontakt ein facettenreiches Bild von den vielschichtigen Beziehungen und den Deutungen durch die Zeitgenossen gezeichnet: Auf der Iberischen Halbinsel prägten die Schriften der kleinen christlichen Reiche des Nordens die überlieferten Bilder des Zusammenlebens, das sich im Süden der Halbinsel bei unter Muslimen lebenden Christen allerdings deutlich vielgestaltiger zeigte. In Italien war die Wahrnehmung der Muslime in starkem Maße durch päpstliche Verteidigungsbemühungen bestimmt, was spezifische religiöse Strategien und Deutungen zur Folge hatte.
A propos de l’auteur
Klaus Herbers ist Professor für Mittelalterliche Geschichte und Historische Hilfswissenschaften an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und einer der führenden Experten für die Geschichte Spaniens, des Papsttums und der Hagiographie, insbesondere des Jakobskultes. Er ist korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz und Mitglied der Zentraldirektion der Monumenta Germaniae Historica.