In diesem erstmals 1962 veröffentlichten Essay nähert sich Luise Rinser dem Begriff der Schwermut, ihrer Motive und Konsequenzen. Mittels einer genauen Analyse wird die Schwermut von verwandt erscheinenden Begriffen abgegrenzt und in ihrem historischen Kontext betrachtet. Rinser schlägt dabei einen Bogen von Thomas von Aquin über Kierkegaard bis hin zu der Frage, ob sich der Schwermütige an Gott schuldig macht. Denn: »ohne Hoffnung ist man kein Christ«. Anders als die Verzweiflung beinhaltet Schwermut für Rinser jedoch immer auch Hoffnung. Der mit dem Leiden vertrauten christlichen Existenz kann sie so zu einer Quelle des Trostes werden, zur »felix tristitia« eben.
(Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
A propos de l’auteur
Luise Rinser, 1911 in Pitzling in Oberbayern geboren, war eine der meistgelesenen und bedeutendsten deutschen Autorinnen nicht nur der Nachkriegszeit. Ihr erstes Buch, ›Die gläsernen Ringe‹, erschien 1941 bei S. Fischer. 1946 folgte ›Gefängnistagebuch‹, 1948 die Erzählung ›Jan Lobel aus Warschau‹. Danach die beiden Nina-Romane ›Mitte des Lebens‹ und ›Abenteuer der Tugend‹. Waches und aktives Interesse an menschlichen Schicksalen wie an politischen Ereignissen prägen vor allem ihre Tagebuchaufzeichnungen. 1981 erschien der erste Band der Autobiographie, ›Den Wolf umarmen‹. Spätere Romane: ›Der schwarze Esel‹ (1974), ›Mirjam‹ (1983), ›Silberschuld‹ (1987) und ›Abaelards Liebe‹ (1991). Der zweite Band der Autobiographie, ›Saturn auf der Sonne‹, erschien 1994. Luise Rinser erhielt zahlreiche Preise. Sie ist 2002 in München gestorben.