Bis heute wartet Miloš Crnjanski, der größte serbische Autor des 20. Jahrhunderts, in Deutschland auf seine Entdeckung. Die 1959 erschienene Autobiographie – ihr Titel zitiert den frühen, bahnbrechenden Gedichtzyklus ‘Ithaka’ – ist ein unvergleichliches literarisches Dokument. Mitteleuropäische Sujets, wie wir sie von Kosztolányi und M. Blecher kennen, entfalten sich im faktographischen Stil der linken russischen Avantgarde. Niemand hat die letzten Tage der Donaumonarchie, das Grauen in den Schützengräben Galiziens, die ersten Jahre des Königreichs Jugoslawien härter und bitterer beschrieben. In dieser lapidaren Protokollprosa steht das unscheinbare Detail so lückenlos neben der weltgeschichtlichen Katastrophe, daß beides gleich schwer oder leicht wiegt.
A propos de l’auteur
Peter Urban (1941-2013), war Lektor im Suhrkamp Verlag, Mitbegründer des Verlags der Autoren und der bedeutendste Vermittler und Übersetzer russischer, serbischer und tschechischer Literatur im deutschen Sprachraum. Er übersetzte u.a. das Gesamtwerk von Tschechow, die Prosa Puschkins, Werke von Daniil Charms, Isaak Babel, Leonid Dobytschin und Gennadi Gor.