75 Jahre nach dem Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess ist die Strafverfolgung der nationalsozialistischen Systemverbrechen faktisch abgeschlossen. Der Band nimmt den letzten Akt der Strafverfolgung von NS-Unrecht in Deutschland in den Blick. Er knüpft an die in Wissenschaft, Praxis und allgemeiner Öffentlichkeit geführten Debatten über die Spätverfolgung an, zu einem Zeitpunkt, an dem die Erinnerung an die Verfahren noch frisch ist. Disziplinenübergreifend bietet der Band Analysen verschiedener Aspekte der Spätverfolgung und verknüpft das Thema mit dem internationalen ‘transitional justice’-Diskurs.
Die Kapitel 1 Einführung, 11 Spätverfolgung von NS-Unrecht – Reflexionen der Nebenklagevertretung und 20 Ausgeforscht? Zeitgeschichte und juristische Ahndung von NS-Verbrechen sind unter einer Creative Commons Attribution 4.0 International License über link.springer.com frei verfügbar (Open Access).
Table des matières
1. Einführung.- Teil 1:
Vorgeschichte und Hintergründe.- 2. Der Holocaust als Gegenstand der bundesdeutschen Strafjustiz.- 3. Vom „Schrank der Schande“ auf die nationale Visitenkarte: Zur Auseinandersetzung mit nationalsozialistischen Massenverbrechen und Holocaust im Spannungsverhältnis zwischen Geschichtswissenschaft, Justiz und Gesellschaft in der Bundesrepublik seit 1945.- 4. Die (Nicht-)Verjährung von NS-Verbrechen – Sternstunde und nur (k)ein Kompromiss?.- 5. Verspätete Gerechtigkeit ohne Strafe. Die Verfolgung von NS-Kriegsverbrechern in Italien.- Teil 2:
Das Demjanjuk-Urteil als Paradigmenwechsel .-
6. Das Demjanjuk-Urteil: Eine späte Korrektur.- 7. Spätverfolgung von NS-Unrecht aus der Sicht einer Gerichtsreporterin.- 8. Der Wachmann und die Sekretärin.-
Teil 3: Reflexionen der Prozessbeteiligten .- 9. Die Zentrale Stelle in Ludwigsburg – Werkstattbericht.- 10. Rechtsstaatlichkeit als Antwort auf Verbrechen im Unrechtsstaat.- 11. Spätverfolgung von NS-Unrecht – Reflexionen der Nebenklagevertretung.- 12. Die Rolle der Strafverteidigung in den letzten NS-Verfahren.-
Teil 4: Juristische Rezeptionen .- 13.
Zur straftheoretischen Rechtfertigung der späten Bestrafung hochbetagter NS-Verbrecher.- 14. Grund und Grenzen strafbarer Beihilfe in NS-Vernichtungslagern.- 15. Im Ringen mit sich selbst – Die Spätverfolgung von NS-Verbrechen durch die deutsche Strafjustiz.- 16. Strafzumessung für nationalsozialistische Massenvernichtungsverbrechen vor bundesdeutschen Gerichten.- 17. Verfolgbarkeit von Mordgehilfen 75 Jahre nach der Tat.- 18. Spätverfolgung von NS-Unrecht – alternativlos?.-
Teil 5: Geschichtswissenschaftliche Bilanz .-
19.
Leerstelle der Zeitgeschichtsschreibung? – Spätverfolgung der NS-Verbrechen als Konfrontation mit den NS-Verbrechen – nach Jahrzehnten.- 20. Ausgeforscht? Zeitgeschichte und juristische Ahndung von NS-Verbrechen.-
Teil 6: Erscheinung und Wirkung der Spätverfolgungsprozesse .- 21. Verbrechen damals, Verfahren heute: Die Ästhetik, Akustik und Visualität der Strafverfolgung von Oskar Gröning.- 22. Spätverfolgung von NS-Verbrechen als „Schau-Spiel“.- 23. Spätverfolgung von NS-Unrecht als Pädagogik? Oder: Im Zweifel für den Zweifel.- 24. Die Zeugenschaft der Überlebenden in den späten NS-Prozessen.- 25. Verspätete Strafverfolgung. Über die Vergangenheit urteilen, um die Zukunft zu gestalten.-
Teil 7: Späte Vergangenheitsbewältigung in anderen Staaten .- 26.
Die chilenischen Erfahrungen bei der Strafverfolgung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit der Pinochet-Diktatur.- 27. Aufarbeitung der Vergangenheit in „Conflicted Democracies“: Der Fall Ghana.- 28. Der Versuch einer strafrechtlichen Aufarbeitung des Franco-Regimes in Spanien: Der Fall Garzón.- 29. Späte Aufarbeitung in Südafrika.
A propos de l’auteur
Prof. Dr. Moritz Vormbaum ist Inhaber des Lehrstuhls für Strafrecht, Strafprozessrecht und Internationales Strafrecht an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.