Nicht nur Individuen, sondern auch Gruppen, Kollektive und Nationen konstruieren ihre Identität durch den Bezug auf eine gemeinsame Vergangenheit: Jahrestage, Denkmäler, Museen und Bibliotheken bilden die rituelle und mediale Basis für das »kulturelle Gedächtnis«, das in den Kulturwissenschaften seit über zwei Jahrzehnten intensiv diskutiert wird. Diese Einführung präsentiert die wichtigsten Themen dieser Diskussion, indem sie den Bogen von der Kritik des Gedächtnisses bei Friedrich Nietzsche über die Etablierung einer kulturwissenschaftlichen Gedächtnistheorie bei Aby Warburg und Maurice Halbwachs bis hin zu gegenwärtigen Theorien spannt. Im zweiten Teil des Buchs werden unter den Stichwörtern Rituale, Rhetorik, Speichertechniken, Gedächtnismetaphern, Kanon, Zensur und Ästhetik die Techniken und Funktionen des kulturellen Gedächtnisses befragt.
Table des matières
Inhalt
Einleitung: Was, wie und warum erinnern Kulturen?
I. Geschichte und Probleme kultureller Gedächtnistheorien:
1. Natur oder Technik? Von der antiken Philosophie zur modernen Psychologie
2. Vergangenheit oder Gegenwart? Die kulturelle Funktion der Erinnerung bei Nietzsche
3. Politik oder Kunst? Ursprung und Überlieferung bei Freud und Warburg
4. Individuelles oder soziales Erinnern? Das kollektive Gedächtnis nach Halbwachs
5. Kommunikatives oder kulturelles Gedächtnis? Tradition und Identität nach Assmann
6. Erinnern oder Vergessen? Kultur als Gedächtnis der Gesellschaft in der Systemtheorie
II. Techniken und Funktionen des kulturellen Gedächtnisses
1. Rituale: Feiertage und Gedächtnisorte
2. Rhetorik: Mündlichkeit und Schriftlichkeit
3. Medien: Speichertechniken und Gedächtnismetaphern
4. Tradition: Kanon, Zensur und die Opfer der Geschichte
5. Ästhetik: Erinnerungskulturen in Musik, Kunst und Literatur
Schluss: Die Erzählbarkeit des Vergangenen zwischen Dokumentation und Fiktion
Anhang: Literatur; Über den Autor
A propos de l’auteur
Nicolas Pethes ist Professor für Germanistik an der Ruhr-Universität Bochum.