Band 19 der „Wiener Ausgabe’ umfasst sämtliche Notizbücher Ödön von Horváths, von denen neun überliefert sind. Diese bilden wesentliches werkgenetisches Material, da viele Werkprojekte des Autors ihren Anfang in den Notizbüchern nahmen. Die überlieferten Notizbücher entstammen den Jahren 1929 bis 1936, decken also die wesentlichen Jahre von Horváths Schriftstellerlaufbahn ab. Neben werkgenetischen Materialien enthalten die Notizbücher auch einen geringen Anteil an privaten Notizen, die Auskunft über Horváths literaturbetriebliche Netzwerke und Verflechtungen geben. Diese sind ein wertvoller Teil an Spuren zur Biographie des Autors. Notizbücher sind ja, anders als Einzelblätter, für den Gebrauch unterwegs prädestiniert. Sie dienen als Aufbewahrungsort für Einfälle und Beobachtungen, als laufendes Archiv wie transportable Werkstatt nicht nur schriftstellerisch-künstlerischer Produktion. Im Falle Horváths wird dies vor allem durch das Notizbuch Nr. 6 ersichtlich, das der Autor auf seiner Reise zur Weltausstellung in Barcelona verwendet hat. In diesem Notizbuch finden sich eine Reihe von Eintragungen, die unmittelbar dieser Reise entstammen, wie etwa Zugfahrpläne, und für den noch als Einzeltext geplanten Roman „Herr Kobler wird Paneuropäer’ gedacht waren, der schließlich Teil des Romans „Der ewige Spießer’ (1930) wurde. Die Notizbücher bilden so einen wertvollen Teilbestand innerhalb des Nachlasses Ödön von Horváths und können im vorliegenden Band 19 erstmals in vollem Umfang und in ihrem Gesamtzusammenhang erfasst werden. Der Band, und mit ihm die „Wiener Ausgabe’, wird abgerundet durch Supplemente, Blätter, die in den Einzelbänden übersehen wurden oder den Herausgebern noch nicht vorgelegen sind. Diese bilden wertvolle Ergänzungen zu den bereits vorliegenden Bänden der „Wiener Ausgabe’ und markieren damit den Schlussstein dieses Editionsprojektes.
A propos de l’auteur
Nicole Streitler-Kastberger u.
Martin Vejvar, Franz-Nabl-Institut für Literaturforschung der Karl-Franzens-Universität, Graz, Österreich