Biologie und Fortpflanzungsmedizin sind zum Politikfeld geworden.Wir beginnen uns an das Wort »Biopolitik « zu gewöhnen. Der lebendige Körper, der biologische Stoff, aus dem die Menschen sind, ist Gegenstand einer politischen Ökonomie neuen Typs. Stammzellen, Samen und andere Bestandteile des Körpers werden zur Ware. Eine Umwertung der Werte findet statt: Wenn wir vorherbestimmen können, ob unsere Kinder blaue oder braune Augen haben, wenn Wohlhabenden lebensverlängernde genetische Eingriffe angeboten werden, verändert dies sowohl unseren Alltag als auch unsere ethischen Einstellungen. Petra Gehring behandelt Themen wie Gewebe- und Organverpflanzung, reproduktionsmedizinische Angebote, Hirnforschung und Sterbehilfe. Dabei geht es ihr nicht um die Ausarbeitung einer Bioethik, sondern um philosophischpolitische Beschreibungen der Auswirkungen der neuen »Biomacht«. Kritisch nimmt sie die Biomedizin unter die Lupe und zeigt: Die menschliche Existenz verändert sich – ob zum Positiven oder Negativen, ist noch nicht entschieden.
Table des matières
Zur Einleitung: Was heißt Biomacht?
1 Neue Ökonomien: Die Zirkulation von Körperstoffen,
die Zirkulation von Biodaten
2 Kann es ein Eigentum am menschlichen Körper geben?
Über einen Umbruch
3 Wessen Stoffe, wessen Proben, wessen Daten?
Verfügungsspielräume im medizinischen Feld
4 Woher kommt die Stammzelle?
Fünf Vorfragen zu einer phantastischen Substanz
5 Bio-Vaterschaft: Die Wiederkehr der Zeugung
als technogene Obsession
6 Die Zukunftspolitik der Bioethik
7 Ist die Bioethik ein ›Diskurs‹ im Sinne Foucaults?
8 Zwischen Menschenpark und soft eugenics:
Zur Aktualität des Züchtungsbegriffs
9 Die Hirnforschung und die Macht:
Von der Willensfreiheit zur Strafrechtspolitik
10 Eigenes Lebensende von fremder Hand?
Geschichte und Aktualität der Sterbehilfe-Paradoxie
Nachwort: Ausgänge?
Nachweise
Literatur
Register
A propos de l’auteur
Petra Gehring ist Professorin für Philosophie an der TU Darmstadt. Bei Campus erschien von ihr 2004 Foucault – Die Philosophie im Archiv.