Der fulminante Auftakt einer maßgeblichen und erstmals vollständigen Rilke-Edition, die tiefe Einblicke in Rilkes Schaffensprozess gewährt und zur Entschlüsselung seines ebenso populären wie herausfordernden, stets aktuellen Werkes beiträgt.
Von den ersten Versen der ‘Duineser Elegien’, ‘Wer, wenn ich schriee, hörte mich aus der Engel / Ordnungen?’ bis zur letzten Strophe: ‘Und wir, die an steigendes Glück / denken, empfänden die Rührung, / die uns beinah bestürzt, / wenn ein Glückliches fällt.’ leben die zehn darin versammelten Gedichte in unserem kulturellen Gedächtnis.
Zum ersten Mal wird in dieser Edition der philologisch gesicherte Text dieses zwischen 1912 und 1922 entstandenen Zyklus präsentiert, der sich auf eine bislang unbekannte, weitläufige Materiallage stützt. Darunter sind Rilkes Vorarbeiten, die Reinschriften der Gedichte und zahllose Abschriften, die er im Freundeskreis verschenkte. Im selben Zeitraum wie die ‘Duineser Elegien’ sind viele ästhetisch vollendete Gedichte entstanden, die eine Nähe zum Zyklus besaßen, doch nicht zur Langform von Rilkes Elegien passten. Rilke schätzte diese Gedichte sehr und hätte gern neben dem Zyklus einen zweiten Band mit dem Titel ‘Fragmentarisches / (der ‘Duineser Elegien’ zweiter Theil)’ veröffentlicht. Dazu kam es nicht.
Diesen Werkkomplex präsentiert die neue Ausgabe erstmals systematisch. So wird den Lesenden ermöglicht, durch die Aura der Gedichte hindurch zu sehen und den kreativen Schaffensprozess nachzuvollziehen.
A propos de l’auteur
Christoph König, geb. 1956, Professor für deutsche Literatur an der Universität Osnabrück, 2008 /9 Fellow im Wissenschaftskolleg zu Berlin, 2011 /12 Fellow im Forscherkolleg »Fate, Freedom and Prognostication« der Universität Erlangen-Nürnberg, 2019 Professeur invité an der École normale supérieure, Paris. Mitglied des internationalen PEN.Veröffentlichungen u. a.: Lektüre und Geltung (Mithg. 2020); Jean Bollack. The Art of Reading (Mithg., 2017); L`intelligence du texte. Rilke – Celan – Wittgenstein (2016); »O komm und geh«. Skeptische Lektüren der »Sonette an Orpheus« von Rilke (2014).