Das Ruhrgebiet war für die Nationalsozialisten in den Jahren vor 1933 ein schwieriges Terrain. Um den zahlreichen Toten in den Auseinandersetzungen mit den Kommunisten scheinbar Sinn zu verleihen, wurden jene zu Märtyrern gemacht. Sarah Thieme zeigt eindrücklich auf, wie sich die regionale NS-Bewegung im Märtyrerkult als eigenständiger Glaubensanbieter positionierte und die Aktivisten mit Formen ‘sakralisierter Politik’ ansprach. Zugleich belegt die Studie, dass die NS-Bewegung im Ruhrgebiet christlich geprägt blieb.
Religion und Moderne: Herausgegeben von Thomas Großbölting, Detlef Pollack, Barbara Stollberg- Rilinger und Ulrich Willems im Auftrag des Centrums für Religion und Moderne
Table des matières
Inhalt
Dank9
I. Einleitung13
1.Nationalsozialismus als rituelle Praxis:
Zu den Forschungskontexten dieser Arbeit18
2.Theoretische Überlegungen: Sakralisierte Politik der NS-Bewegung35
3.Operationalisierung 50
3.1Die Perspektive der Regionalstudie54
3.2Mythen und Sakralisierung59
3.3Nationalsozialistische Glaubenspraxis des Märtyrerkultes61
3.4Christliche Sakralinteraktionen67
II.Nationalsozialismus im westfälischen Ruhrgebiet:
Zur Untersuchungsregion73
1.Das Ruhrgebiet: Abgrenzungen und Einordnungen73
2.Die NS-Bewegung im westfälischen Ruhrgebiet82
2.1Die NS-Bewegung im Gau Westfalen-Süd89
2.2Die NS-Bewegung im Gau Westfalen-Nord93
2.3Zur Entwicklung nach der NS-‘Machtergreifung’97
III.Märtyrermythen: Glaubenszeugnis, Kampfappell und Nostalgie101
1.Nationalsozialistische Märtyrermythen104
1.1Heldische Straßenkämpfer der NS-Bewegung105
1.2Sondertypen: Erweiterte Integrationsfiguren121
2.Mythische Konstruktionen des NS-Martyriums130
3.Zwischen Reichsleitung und westfälischer Peripherie:
Zur Kanonisierung der ‘Blutopfer der Bewegung’153
4.Märtyrermythen seit 1933: Zwischen Transformation und
nostalgischer Vergangenheitsvergegenwärtigung163
5.NS-Märtyrer im Bild188
Zwischenfazit: NS-Märtyrerfiguren199
IV. Nationalsozialistische Glaubenspraxis des Märtyrerkultes202
1.’Über Gräber vorwärts!’: Zum Umgang mit Tod und Trauer bei
den Beisetzungsfeierlichkeiten203
2.Sakrale Orte des NS-Märtyrerkultes229
2.1NS-Märtyrergräber als sakrale Orte230
2.2Sakralisierung der Tat-Orte der NS-Martyrien240
2.3Sakrale Orte des Ludwig Knickmann250
3.Gedenkfeiern des NS-Märtyrerkultes262
4.Der 9. November als ‘Tag der Gefallenen der Bewegung’291
5.Märtyrergedenken als Veteranentreffen313
Zwischenfazit: Nationalsozialistische Sakralsphäre332
V. Sakralinteraktionen: Christliche Sakralisierung
im NS-Märtyrerkult336
1.Sakralinteraktionen bei kirchlichen Beisetzungen337
1.1Kirchlich-institutionelle Normen und Richtlinien339
1.2Kirchliche Beisetzungen als rituelle Sakralinteraktionen346
2.Christliche Sakralisierung der Toten: Die Inhalte375
2.1Kirchenlieder375
2.2Biblische Sakralisierungen380
2.3Handlungsspielräume der beteiligten Pfarrer in den Predigten387
3.Christliche Sakralinteraktionen jenseits der Beisetzungen414
3.1Geistliche als Gedenkredner anlässlich des 9. November414
3.2Feldgottesdienste: Kirchlich-liturgische Heilsvergewisserung
der NS-Bewegung425
3.3Nationalsozialismus und Altkatholiken:
Ein Bottroper Sonderfall442
4.Christliche Sakralinteraktionen durch NS-Funktionsträger447
4.1Ambige, sakralinteraktive Deutungen449
4.2Sakralinteraktive Symbolik471
Zwischenfazit: Christliche Sakralinteraktionen zwischen Ambiguitätstoleranz und Symbiosen482
VI. Fazit487
NS-Märtyrerfiguren: Lebensläufe495
Abkürzungsverzeichnis507
Quellen und Literatur509
A propos de l’auteur
Sarah Thieme, Dr. phil., ist als Postdoktorandin am Exzellenzcluster »Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne« an der Universität Münster tätig.