Auch wenn er sich insbesondere in Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg mehrfach politisch zu Wort gemeldet hatte, stand Thomas Mann dem praktischen Alltagsgeschäft der Politik, wie er es hier ausdrückt, »vollkommen fern«. Seine Haltung und wie er diese beispielsweise in den ›Betrachtungen eines Unpolitischen‹ argumentierte, entsprang vielmehr einer abstrakten Sichtweise auf das Geschehen, das Mann eher als geistig-ästhetische Herausforderung verstand. Ab dem Frühjahr 1919 dokumentieren die Tagebücher zwar ein wachsendes Verständnis für bestimmte Aspekte des linken politischen Spektrums; eine gedankliche Kehrtwende um 180 Grad bedeutete dies allerdings nicht. Zumindest dementiert Mann in diesem Antwortschreiben an einen Leser mit Nachdruck Mutmaßungen der linksliberalen Deutschen Demokratischen Zeitung, die ihm eine Verbindung zur USPD nachgesagt hatte. Der Text wurde dort sowie in der politisch eher rechts orientierten Bonner Zeitung am 5. bzw. 6. April 1919 abgedruckt.
A propos de l’auteur
Thomas Mann, 1875–1955, zählt zu den bedeutendsten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Mit ihm erreichte der moderne deutsche Roman den Anschluss an die Weltliteratur. Manns vielschichtiges Werk hat eine weltweit kaum zu übertreffende positive Resonanz gefunden. Ab 1933 lebte er im Exil, zuerst in der Schweiz, dann in den USA. Erst 1952 kehrte Mann nach Europa zurück, wo er 1955 in Zürich verstarb.