Die btirgerliche Gesellschaft zerst Orte die mittelalterlichen sozialen Strukturen mitsamt ihrem theologischen Uberbau. Gesellschaft und Wirtschaft sollten nach den Prinzipien von Vemunft und Nutzen gestaltet werden – Prinzipien, die in der Philo sophie der Aufldarung gleiehsam als Synonyme auftraten. Die sozialisti schen Ideen entstanden als Reaktion auf die neuen btirgerlichen Leitbilder und die krisenhaften Folgen ihrer Verwirkliehung. Ihr Ziel war jedoch nicht die blo Be Beseitigung oder Negation der btirgerliehen Gesellschaft, sondem deren ‘Autbe bung’ im Hegelschen Sinne, d.h. die vom Btirgertum erfochtene Befreiung der Individuen von den Fesseln der alten Zustiinde sollte bewahrt, die neu entstande nen wirtschaftlichen Abhangigkeiten und Gefahrdungen jedoch, z.T. unter Rtick griff auf iiltere Solidaritatsvorstellungen, tiberwunden werden. Die sozialistischen Ideen mtissen zusammen mit den politischen Kraften, die urn ihre Durchsetzung kampften, betrachtet werden. In dieser Darstellung kann jedoch von der Sozial-und Wirtschaftsgeschichte sowie den politischen Umstan den nur so viel mitgeteilt werden, wie fur das Verstandnis der modemen soziali stischen Ideen erforderlieh ist. Der Nachdruck liegt auf den gedanldiehen Struktu ren der sozialistischen V orstellungen, auf ihren typischen Denkmustem, ihrer wechselseitigen Beeinflussung und den Veranderungen, die sie im Laufe der Zeit erfahren haben. Das sozialistische Denken prasentierte sieh in seiner marxistischen Form als entfaltetes, philosophisch begrtindetes System. Aber auch die sozialistische Mar xismuskritik, z.B. der zumeist von Kant beeinflu Bte ethische Sozialismus, besa B ein philosophisches Fundament. Kurz – sozialistische Ideen sind haufig mit er kenntnistheoretischen, geschiehtsphilosophischen oder ethischen Grundpositio nen verkntipft, die auch heute noch unser Interesse finden konnen.
Table des matières
Vorwort.- Ideengeschichte des Sozialismus in Deutschland. Teil I Von Walter Euchner.- 1. Kapitel: Der Ideenhorizont des frühen Sozialismus und seine Wahrnehmung in der deutschen Arbeiterbewegung.- 2. Kapitel: Die frühe Entwicklung des sozialistischen Denkens in Deutschland.- 3. Kapitel: Grundriß einer epocheprägenden Theorie: Das Denken von Karl Marx und Friedrich Engels.- 4. Kapitel: Ferdinand Lassalle und der Lassalleanismus: Zwischen Revolution und Staatssozialismus.- 5. Kapitel: Sozialistisches Denken im Kaiserreich.- 6. Kapitel: Konzepte sozialistischer Realpolitik.- 7. Kapitel: Sozialismus im Krieg und in der Zeit des Umbruchs.- 8. Kapitel: Aufschwungshoffnung und Sturz des demokratischen Sozialismus in der Zwischenkriegszeit.- Ideengeschichte des Sozialismus in Deutschland.Teil II Von Helga Grebing.- 1. Kapitel: Der Ideenhorizont deutscher demokratischer Sozialisten nach den Erfahrungen mit Nationalsozialismus und Stalinismus 1934 – 1948.- 2. Kapitel: Die Herausforderung der politisch-ökonomischen Neugestaltung der deutschen Demokratie 1949 – 1959.- 3. Kapitel: Neue Ideen für die sechziger und siebziger Jahre.- 4. Kapitel: „DDR-Sozialismus„.- 5. Kapitel: Wege ins 21. Jahrhundert.- Geschichte der Sozialen Ideen im Deutschen Katholizismus von Franz Josef Stegmann und Peter Langhorst.- Einleitung: Katholische Soziallehre — Entwicklung und Konzept.- 1. Kapitel: Sozialer Katholizismus. Werden, Konsolidierung, Krisen — von der Frühzeit bis zum Ersten Weltkrieg.- 2. Kapitel: Katholisch-sozialer Pluralismus — die Weimarer Zeit.- 3. Kapitel: Der deutsche Katholizismus in der sozialpolitischen Mitverantwortung — nach 1945.- Geschichte der Sozialen Ideen im Deutschen Protestantismus von Traugott Jähnichen und Norbert Friedrich.- Einleitung:Charakteristika protestantischer Sozialethik in ihrer geschichtlichen Entwicklung.- 1. Kapitel: Impulse für die Herausbildung des neuzeitlichen sozialen Protestantismus im Horizont von Pauperismus und Frühindustrialisierung.- 2. Kapitel: Die Innere Mission als Kristallisationspunkt des Sozialen Protestantismus.- 3. Kapitel: Der soziale Protestantismus im Kaiserreich— Anfänge einer Sozialstaatsentwicklung.- 4. Kapitel: Der Prozeß der Verkirchlichung und Ausdifferenzierung des Sozialen Protestantismus in der Weimarer Republik.- 5. Kapitel: Theologische und sozialethische Neuorientierungen in Auseinandersetzung mit dem totalitären Staat des Nationalsozialismus.- 6. Kapitel: Die soziale Marktwirtschaft als sozialethisches Leitbild des Protestantismus.- 7. Kapitel: Vom gesellschaftsverändernden Aufbruch der sechziger zur Verteidigung „sozialer Gerechtigkeit„ gegenüber neoliberalen Gesellschaftsmodellen seit den achtziger Jahren.- Nachwort.- Quellen- und Literaturverzeichnis (Auswahl).- Personenregister.- Abkürzungsverzeichnis.- Die Autoren.
A propos de l’auteur
Helga Grebing (em.) ist Professorin der Geschichte, war von 1988-1995 Leiterin des Instituts zur Erforschung der europäischen Arbeiterbewegung in Bochum.