Die (Re-)Präsentation des Unsichtbaren stellt ein klassisches Problem der Medizin dar, das bis heute nicht an Anziehungskraft verloren hat. Aus historischer Perspektive lautet dabei eine der zentralen Fragen, inwiefern sich Produktion und Darstellung medizinischer Erkenntnis wechselseitig durchdringen. Gerade die urologische Technik, die zu den ersten medizinischen Gegenstandsbereichen zählt, die das Unanschauliche anschaulich gemacht haben, bietet sich hier als Untersuchungsfeld an. Nach einigen theoretischen Vorüberlegungen werden in diesem E-Book Darstellungsformen von Harnsteinen, die Bedingungen ihrer Sichtbarmachung und Entfernung sowie zuletzt ihre Repräsentationsformen im therapeutischen Kontext behandelt. Auf diese Weise wird die Vielfalt der Ansätze zur Bildgenerierung und die Macht der Bildproduktion an einem bisher in diesem Zusammenhang wenig beachteten pathologischen Objekt, den Harnsteinen und ihrer versinnlichten Anschauung, in Augenschein genommen und diskutiert.
About the author
Irmgard Müller.
1977–1985: Professorin für Geschichte der Medizin an der Universität Marburg.
1985–2005: Leiterin des Instituts für Geschichte der Medizin und Medizinhistorischen Sammlung der Ruhr-Universität Bochum.
Mitglied der Leopoldina.
Veröffentlichungen über: Geschichte der Schiffsmedizin, Arzneimittelgeschichte, Meeresbiologie, ‘Physica’ Hildegards von Bingen, Kräuterbücher des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Medizin und Botanik der Goethezeit, Gebrauch und Missbrauch der Einbildungskraft in der Medizin, Darstellung als Problem und Promotor medizinischen Wissens, Strategien der Evidenzerzeugung in der Medizin.