Soziale Probleme werden als öffentliche und politische Themen problematisiert; die in diesen Prozessen etablierten Repräsentationen bilden die Grundlage für Prozesse der Institutionalisierung neuer Realitäten, die z. B. die Form politischer Maßnahmen annehmen können und über deren Funktionen und Effekte sie sich reproduzieren und verändern. So schien es vielen Beobachtern und Beobachterinnen in den letzten dreißig Jahren, dass das Konzept ‚Soziale Probleme’ soziologisch nur Sinn machen könne, wenn man es mit einem strikt konstruktivistischen Theorieprogramm und dessen Fragen nach der Prozessen und Bedingungen der öffentlichen Problemati-sierung sozialer Probleme identifizieren würde. Dieses Forschungsprogramm hat sich in den letzten Jahren zu einem fruchtbaren Feld theoretischer und empirischer Forschung entwickelt. Gesellschaftliche Konstruktion bedeutet allerdings nicht Beliebigkeit und Diskurse der Problematisierung sind genauso real wie ihre gesellschaftlichen, politischen und individuellen Konsequenzen. Mit ihnen befasst sich eine andere Soziologie sozialer Probleme, die sich der Analyse einzelner sozialer Probleme und der auf sie bezogenen Formen der Politik, Intervention und sozialer Kontrolle widmet. Es ist genau diese doppelte Fragestellung, die die Soziologie sozialer Probleme und sozialer Kontrolle auszeichnet. Der vorliegende Band bietet einen profunden Überblick über den aktuellen Diskussionsstand in diesem wichti-gen Forschungsfeld und reflektiert damit die Lebendigkeit und Fruchtbarkeit der Soziologie sozialer Probleme und sozialer Kontrolle.
विषयसूची
Soziologie sozialer Probleme — Theorie und Fallstudien.- Politische Konstruktionen der Wirklichkeit — Ein Forschungsfeld der Soziologie sozialer Probleme.- Problemarbeit und institutioneller Kontext.- Eine Soziologie der Ungerechtigkeit.- Institutionen der Normativität.- Häusliche Gewalt: Die Entdeckung eines sozialen Problems, konträre Strömungen und Deutschland als „Entwicklungsland“.- Courage und Gewalt.- Die Brüchigkeit stabiler Kirchenbindungen.- Kriminalität, Kriminalpolitik und Kriminalsoziologie.- ökonomie und Kriminalität.- Von der Realität zur konstruierten Realität — Problematische Übergänge im Bereich der Kriminalität.- Jugendliche Intensivtäter als Kriminalitätsproblem und Problemkonstruktion.- Armut macht Angst — Ansätze einer sozialökologischen Interpretation der Kriminalitätsfurcht.- Methodische Probleme bei der Erfassung von Sanktionseinstellungen (Punitivität) — Ein quantitativer und qualitativer Ansatz.- Leben nach der Strafe: „schließlich stellte ihn die Landeskirche ein“ — Verurteilte nationalsozialistische Kriegsverbrecher im Nachkriegsdeutschland.- Kriminelles und abweichendes Handeln im Alltag — Eine Studie zur Validität eines faktoriellen Surveys.- Gesundheit — Psychische Störungen.- Das Normalitätsverständnis im sozialpsychiatrischen Alltag — Expertendiskurse im Kontext von Enthospitalisierungsprojekten.- Lebensqualität und Empowerment in der psychiatrischen Versorgung.- Rehabilitation und gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit schweren und chronisch verlaufenden psychischen Behinderungen.- Einsam und unglücklich im Alter? — Eine empirische Studie zur Lebenssituation alter Menschen im großstädtischen Kontext.- Tabakkonsum im Jugendalter zwischen sozialer Herkunft, Gleichaltrigengruppeund Schule.- Von der Selbsthilfe- zur Advocacy-Bewegung — Die Politisierung von Brustkrebs in den Vereinigten Staaten.- Patientenbeteiligung — Ein politisches Konzept.- Soziale Arbeit — Sozialpolitik.- Armut und Soziale Arbeit.- Was nützt internationale Jugendbegegnung? — Zur Evaluation des Jugendbegegnungsprojektes „Eight Columns“.- Armut, Exklusion und Wohnungslosigkeit.- Lebensstandard und Armut — ein Messmodell.- Unterstadt — für wen ist Segregation gefährlich?.- Wohnungslosigkeit.- Migration — Diskriminierung — ethnische Konflikte.- Diskriminierungserfahrungen ethnischer Minderheiten in der Bundesrepublik.- Gefühlte Desintegrationszonen — Kontexteffekte für die Abwertung schwacher Gruppen.- Russlanddeutsche als Kleinstadtproblem — Thematisierungsformen im Spannungsfeld von Integrationserwartungen und religiös bedingter Isolation.- Ansätze der Erstintegration für zuwandernde Menschen.
लेखक के बारे में
Dr. Axel Groenemeyer ist Professor für Theorie und Empirie der Sozialpädagogik am Fachbereich Erziehungswissenschaft und Soziologie der Universität Dortmund.
Dr. Silvia Wieseler ist wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fakultät für Soziologie der Universität Bielefeld.