An seinem Roman »Woldemar« hat Jacobi von 1776 bis 1796 gearbeitet. In diesen zwei Jahrzehnten hat sich seine Konzeption mehrfach verändert – von der Erstfassung, die noch der Epoche der ‘Empfindsamkeit’ nahesteht, hin zu einer Werkform, die die Form des Romans mit der des philosophischen Dialogs verschmilzt. Die Entstehungsgeschichte beginnt mit der Erzählung »Freundschaft und Liebe. Eine wahre Geschichte« (1777); Jacobi hat sie überarbeitet und 1779 unter dem Titel »Woldemar. Eine Seltenheit aus des Naturgeschichte » in Buchform herausgegeben. Im gleichen Jahr hat er ein weiteres Teilstück unter dem Titel »Ein Stück Philosophie des Lebens und der Menschheit« veröffentlicht, und dieses hat er zwei Jahre später in überarbeiteter Form unter dem Titel »Der Kunstgarten. Ein philosophisches Gespräch » in seine »Vermischten Schriften« aufgenommen. Der hier gefundende Typus des »philosophischen Gesprächs« prägt auch die umfassende Neubearbeitung von 1794, die Jacobi zwei Jahre später nochmals erweitert hat. – Die Neuausgabe unterscheidet erstmals zwischen diesen drei Entstehungsphasen; sie veröffentlicht die Fassungen von 1779, 1781 und 1796 und ordnet ihnen die Fassungen von 1777, 1779 und 1794 sowie 1820 in Form von Varianten zu.
लेखक के बारे में
Friedrich Heinrich Jacobi, geb. 1743 in Düsseldorf, gest. 1819 in München, Philosoph und Romanautor, gehört zu den bedeutendsten Repräsentanten der Klassischen deutschen Philosophie und gilt als ihre »graue Eminenz«. Er selbst hat sich einen »privilegierten Ketzer« genannt und damit seine epochale Doppelrolle markiert. Aufgrund seiner durchgreifenden Problemanalysen, die zunächst der Metaphysik Spinozas und der gerade erschienenen Transzendentalphilosophie Kants gewidmet waren, avancierte er nicht nur zum überall präsenten Anreger, sondern profilierte sich auch lange vor Kierkegaard als der erste vehemente Kritiker der nachkantischen Systemphilosophie.
Die unorthodoxe Textur seiner Schriften spiegelt ein Leben fernab akademischer Zwänge. Umfassend belesen und mit der Prominenz der Zeit bekannt oder (wie mit Wieland, Goethe, Hamann, Herder und Claudius) befreundet, agierte Jacobi als weltgewandter homme des lettres, der das reichste Korrespondenzcorpus der Epoche hinterlassen hat. 1807 wurde er zum ersten Präsidenten der Münchener Akademie der Wissenschaften ernannt, der er bis 1812 vorstand.
»Wie ein Donnerschlag vom blauen Himmel herunter« (Hegel) wirkte seine, die sog. Spinoza-Renaissance auslösende Publikation »Über die Lehre des Spinoza in Briefen an den Herrn Moses Mendelssohn« (1785; 2., erg. Aufl. 1789). Zugespitzt in der wirkmächtigen Formel vom »Seyn in allem Daseyn« wurde Spinozas Metaphysik der Immanenz hier erstmals als modernes Systemparadigma konsequenter Rationalität rekonstruiert. Im anhaltenden Streit um ein überzeugendes »System der Freiheit« sah sich v.a. das Denken Fichtes, Schellings und Hegels durch Jacobis Analyse herausgefordert und, durch Jacobis einflussreiche Kritik an Kants Lehre vom »Ding an sich« (»David Hume über den Glauben oder Idealismus und Realismus«, 1787) motiviert, auch über Kant hinausgetrieben.
Parallel zum Erfolg seiner Wirkungsgeschichte geriet Jacobi jedoch selbst ins irrationale Abseits sog. »Glaubens- und Gefühlsphilosophie«, während er tatsächlich auf dem Konzept einer qualitativ von Rationalität zu unterscheidenden Vernunft insistierte. Mit der metaphysischen Tragweite dieser Differenz verband er auch die Unterscheidung der Begriffe von Grund und Ursache, die als seine bedeutendste philosophische Leistung gewürdigt werden muss. Der logische Zusammenhang von Grund und Folge ist etwas ganz anderes als der zeitliche Zusammenhang von Ursache und Wirkung, der sich ursprünglich im Handeln konkreter Personen manifestiert. Diese zunächst in der Auseinandersetzung mit Spinoza formulierte These sah Jacobi auch durch die nachkantische Systemphilosophie bestätigt, weshalb er im Atheismusstreit gegen Fichtes Wissenschaftslehre (»Jacobi an Fichte«, 1799) und im späteren Theismusstreit gegen Schellings Bemühungen um ein personalistisch gewendetes System (»Von den Göttlichen Dingen und ihrer Offenbarung«, 1811) argumentierte.