In periodischen Abständen ist Preußen medial präsent und wissenschaftliche Werke erscheinen in steter Folge; Ausstellungen erreichen hohe Besucherzahlen und das Preußen-Buch von Christopher Clark wurde ein Bestseller. Der vorliegende Band verfolgt in mehrfacher Hinsicht ein innovatives Konzept: In sieben Kapiteln geht es um die Außenpolitik, die Wirtschaft, die gesellschaftlichen Gruppen, Kultur, Bildung und Wissenschaft sowie die transnationalen Bezüge Preußens. Hartwin Spenkuch wiederholt nicht die versöhnlichen Betrachtungen oder gar Idealisierungen früherer Gesamtdarstellungen. Stattdessen stellt er unter Einbezug aktueller Forschungserkenntnisse deutlich die unterschiedlichen Grautöne heraus. Denn Preußen war vielfach von politischen Konflikten, sozialen Gegensätzen und regionalen Disparitäten gekennzeichnet. Trotzdem schaffte das randständige Kurfürstentum Brandenburg-Preußen den Aufstieg zur Großmacht, die Industrialisierung und eine beeindruckende Entwicklung von Bildung und Wissenschaft. All dies mit einer stringenten Ursachenanalyse systematisch zu erklären, ist das Anliegen des Buches. Dabei untersucht es insbesondere die Rolle des Staates als Herrschaftsapparat und Modernisierungsagent, ohne das Wechselspiel mit gesellschaftlichen Initiativen zu vernachlässigen. Aus einem innerdeutsch und europäisch komparativen Blickwinkel versucht der Autor im »Säurebad des Vergleichs« (H.-U. Wehler) kausale Faktoren herauszuarbeiten und eine Basis für ein historisch adäquates Urteil zu gewinnen. Preußen war historisch bedeutsam: Seine Wirtschaftsgeschichte, seine Staatsbildung, sein Umgang mit Minderheiten, seine (Nicht-) Integration von Regionen, seine politischen Konfliktlinien bieten Anschauungsmaterial, ja Lehrbeispiele für noch heute aktuelle Grundfragen staatlich-gesellschaftlicher Ordnung.
लेखक के बारे में
Dr. Hartwin Spenkuch ist wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.