In der Nähe des Schlossparks sah Juliane zum ersten Mal auf die Uhr. Sie erschrak. Sie hätte seit zwei Stunden zu Hause sein müssen. Trotzdem machte sie keine Einwände, als Roman fragte, ob sie sich noch auf ihre Bank setzen wollten.
Den Gedanken, dass sie zu spät nach Hause kommen würde, schob sie von sich. Alles war heute fröhlich, leicht. Sie dachte nur zwei Worte: Roman und Juliane.
Sie redeten, krakelten Zeichen und Buchstaben in den Sand. Sie verstanden jedes Wort und jede Geste. Sie erzählten von dem, was ihnen lieb war, das Liebste bisher. Sie ahnten, mit diesem Sonntag hatte eine neue Zeitrechnung angefangen.
Das Thema „erste Liebe“ bestimmt die Handlungen der drei Erzählungen dieses Buches. Bettina, Elise und Juliane begegnen Jungen, die ihnen viel bedeuten.
In der ihr eigenen einfühlsamen Erzählweise schildert Jutta Schlott Verhalten und Empfinden junger Menschen, die sich zum ersten Mal verlieben.
LESEPROBE:
Als sie in den Park kam, war Roman noch nicht da. Sie setzte sich auf eine Bank, sodass sie die Brücke im Auge hatte, streckte die Beine weit von sich und tat, als ruhe sie sich aus.
Wenn er nun nicht käme. Wenn er nun wirklich nicht käme! Eine solche Beklemmung kroch von der Magengegend in ihr hoch, dass sie sich verbat, weiter darüber nachzugrübeln.
Am Sonntag, um die Mittagszeit, war es leer im Park. Nur ein älteres Ehepaar schlenderte eingehakt vorüber, und ein Junge flitzte mit dem Fahrrad einen Seitenweg entlang, obwohl das Radfahren hier auch verboten war. Wie das Angeln, dachte das Mädchen.
Roman kam im Laufschritt zur Bank. Im selben Moment schien ihr, sie habe nie einen Zweifel gehabt, dass er kommen würde. Ihre Ängste waren verflogen. Schnell stand sie auf und ging ihm entgegen, streckte ihm die Hand hin, noch ehe sie zögern konnten, sie sich zu reichen. Sie sahen sich an, lächelten. Roman machte eine Bewegung, um anzudeuten, dass sie gehen wollten. Sie sah ihn von der Seite an und bemerkte, dass er kleiner war als sie. Nicht viel, aber immerhin kleiner. In der Klasse lachten sie darüber, wenn das Mädchen einen überragte, mit dem sie zusammenstand oder in der Disco tanzte. Juliane schüttelte den Gedanken ab. Als ob das wichtig wäre. Die paar Zentimeter.
Sie gingen auf dem Pfad, auf dem man um den ganzen See gehen konnte. Sie liefen hintereinander. Das Mädchen sah auf seinen Rücken, den die an den Schultern gepolsterte Jacke unnatürlich verbreiterte. Über dem Kragen ein schmaler Streifen seines gebräunten Halses.
विषयसूची
Bettina
Für Elise
Roman und Juliane
लेखक के बारे में
Jutta Schlott wurde 1944 in Kolberg – heute Polen – geboren und wuchs an unterschiedlichen Orten in Mecklenburg auf.
Sie studierte Germanistik und Slawistik an der Pädagogischen Hochschule in Güstrow und arbeitet einige Jahre als Lehrerin und später als Dramaturgin am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin, als freie Mitarbeiterin beim Rundfunk und bei verschiedenen Zeitungen.
Seit 1979 ist sie freiberufliche Autorin.
Vom 1993 – 2003 lebte und arbeitete Jutta Schlott in Cottbus, einige Jahre auch als Pressereferentin und im PR-Bereich am Staatstheater Cottbus.
Seit 2003 ist sie wieder in Schwerin zu Hause.
Jutta Schlott ist seit 2001 Leiterin des bundesweiten Arbeitskreises LITERATUR UM WELT.
Sie schreibt Erzählungen, Biographien, Kinderbücher, Hörspiele, Reportagen und Gedichte.
Bibliografie
Der Sonderfall, Kinderbuchverlag Berlin, 1981
Früh und spät, Kinderbuchverlag Berlin, 1982
Das liebliche Fest, Verlag Neues Leben Berlin, 1984
Roman und Juliane, Kinderbuchverlag Berlin, 1985
Klare Verhältnisse, Verlag Neues Leben Berlin, 1989
Farbenspiele – Das Leben des Malers Heinrich Vogeler, Kinderbuchverlag Berlin, 1989
Kalter Mai, Alibaba Verlag , 1990; 1995 TB Fischer Verlag
Roman und Juliane / Golondrina, Alibaba Verlag Frankfurt/Main
Ich sah etwas, was du nicht siehst –Erinnerungen aus Ostdeutschland, Wiesenburg Verlag 2000
Das Liebespaar vom Körnerplatz, Wiesenburg Verlag 2006
Spaniens Himmel – Auf den Spuren Picassos, Wiesenburg Verlag 2009
Hörspiele
Vielleicht, vielleicht auch nicht, 1980
Wechselschicht, 1981
Der andere Name, 1982
Schöner Abend, 1982
Winterschlaf, 1983
Mit Kind angenehm, 1984
Uschidelniza, 1985
Mamatschi, 1986
Die Spur, 1988
Ein Kindlein im Haus, 1989