In unserer Gesellschaft hat die Gnadenlosigkeit zugenommen: Klimawandel und Artensterben spiegeln unseren gnadenlosen Umgang mit der Natur wider, im Umgang untereinander und uns selbst gegenüber herrschen Perfektionszwang und mangelnde Fehlertoleranz. Die Digitalisierung bringt neben unbestreitbaren Vorteilen auch bedenkliche Folgen für die Psyche mit sich, die bis in die analoge Debattenkultur hineinwirken: Entdifferenzierung und Polarisierung prägen öffentliche Auseinandersetzungen. Dabei ist der Bezug zum Begriff der Gnade weitgehend verloren gegangen. Doch auch in der Gnade selbst liegen Schattenseiten, denn sie kann leicht als Machtinstrument missbraucht werden.
Die Autor*innen untersuchen Gnade und Gnadenlosigkeit in Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft und beleuchten die Begriffe aus unterschiedlichen fachlichen Perspektiven. Sie untersuchen filmische und literarische Beispiele, beschäftigen sich mit Gnadenmomenten in der Psychoanalyse und legen die Begriffsgeschichte aus theologischer sowie juristischer Sicht dar.
Mit Beiträgen von Jonas Bossert, Kerstin Duken, Irene Faßbender, Konrad Heiland, Johannes Hepp, Ole Jörges, Jochen Kehr, Hannes König, Ulrich Noller, Theo Piegler, Matthias Ruf und Hans-Christoph Zimmermann
विषयसूची
Vorgeschichte
Konrad Heiland
Gnade ohne Glanz? Ein Schlüsselbegriff des Christentums im Zwielicht
Matthias Ruf
Gnade und Psychoanalyse?
Theo Piegler & Konrad Heiland
Die gnadenlose Gesellschaft. Eine Spurensuche
Konrad Heiland
Die Psyche des Homo Digitalis
Johannes Hepp im Gespräch mit Hans-Christoph Zimmermann & Konrad Heiland
Gnadenlosigkeit und Vergebung in der Psychotherapie
Jochen Kehr & Konrad Heiland
Die Orestie. Rache und Gnade
Konrad Heiland
Gnade vor Recht
Ole Jörges & Jonas Bossert
Gnade als Trugschluss
Hannes König
Narrativ der Gnade. Die Krimikultur als Erzählform der gnadenlosen Gesellschaft
Ulrich Noller
Gnadenschrotschüsse. Eine Moderation
Kerstin Duken
»Survival of the kindest«. Nachtrag zu einem Zeitungsbericht
Konrad Heiland
Die Gnade der Integrität
Irene Faßbender