Texte aus Russland und Skandinavien haben auf das Selbstverständnis der kulturellen Moderne bedeutenden Einfluss ausgeübt. Für Lou Andreas-Salomé markieren sie einen Schwerpunkt ihrer Arbeiten über Literatur. Als kundige Vermittlerin bleibt ihr Blick dabei immer auch auf die Diagnose der eigenen Zeit mit deren Ansprüchen und Zwiespältigkeiten gerichtet.
Über die Befindlichkeit der ‘komplizierten modernen Seele’ hinaus spürt sie gerade bei Texten aus Russland und Skandinavien zunehmend den darin beschlossenen ‘unbewussten Erkenntnissen’ nach. Mit diesem Interesse, das sich auch auf den Künstler selbst und seinen kreativen Prozess erstreckt, wird Lou Andreas-Salomé zu einer Pionierin der psychoanalytischen Literatur-Interpretation.
Aus Essays zu allgemeinen künstlerischen Fragen schließlich gewinnt vollends eine ästhetische Grundlagentheorie Kontur. Ihre Mitte bildet die Begründung und Rechtfertigung von Kunst als Zugang zur unverkürzten Tragweite der ‘Dinge’ – mit einem Begriff Lou Andreas-Salomés selbst: als ‘Menschenheimat’ in umfänglichster Bedeutung.
विषयसूची
Zu Lou Andreas-Salomé 2
Zum Herausgeber 2
Editorische Notiz 7
Russische Literatur 9
– Die Russen (1909) 11
– »Die Russin« (1917) 17
– Der russische »Intelligent« (1919) 23
– Russische Dichtung und Kultur (1897) 27
– Bilder aus der Geschichte und Literatur Rußlands (1898) 55
– Tendenz und Form russischer Dichtung (1921) 57
– Russische Geschichten (1899) 63
– Leo Tolstoi, unser Zeitgenosse (1898) 67
– Unser Anteil an Dostojewsky und Tolstoi (1920) 87
– Tolstois Jugendtagebuch (1919/20) 95
– Aus dem Briefwechsel Leo Tolstois (1913) 101
– Karl Nötzels Tolstoi (1918) 113
– Das russische Heiligenbild und sein Dichter (1898) 125
– Die Klerisei (1920) 139
– Satiren (1920) 141
Skandinavische Literatur 143
– Skandinavische Dichter (1896) 145
– Zum Bilde Strindbergs (1915) 165
– Strindberg. Ein Beitrag zur Soziologie der Geschlechter (1919) 177
– Ibsen, Strindberg, Sudermann (1893) 181
– Hedda Gabler und ihre Stellung zu den Familiendramen Henrik Ibsens (1891) 223
– Agnes Henningsen (1920) 233
– Die eherne Schlange (1899) 245
– Kranke Liebe (1921) 247
– Essais (1899) 249
Ästhetische Theorie 251
– Vom Kunstaffekt (1899) 253
– Grundformen der Kunst (1898) 263
– Kind und Kunst (1914) 281
– Ketzereien gegen die moderne Frau (1899) 287
– »Expression« (1917) 293
– Des Dichters Erleben (1919) 305
– Dichterischer Ausdruck (1918) 319
– Lebende Dichtung (1908) 329
Siglen und Abkürzungen 337
Verzeichnis der Erstdrucke/Erläuterungen 338
Nachwort 416
Personenverzeichnis 446
लेखक के बारे में
Das Leben der Lou Andreas-Salomé, die am 12. Februar 1861 in
St. Petersburg geboren wurde und am 5. Februar 1937 in Göttingen
verstorben ist, umfaßt die Emanzipation vom zaristischen
Rußland mit Hilfe eines sehr scharfen und sich keinerlei Zwängen
beugenden Verstands, die finanzielle Unabhängigkeit mit
Hilfe der Schriftstellerei und die bereitwillige umfassende Akzeptanz
des psychoanalytischen Prinzips in Bewunderung ihres
Gründers.
Die Stadien dieses Lebens könnten auch betitelt werden mit
den Namen der Weggefährten jener Zeiten – Friedrich Nietzsche,
Rainer Maria Rilke, Sigmund Freud –, man wird damit jedoch
diesem selbstbestimmten Frauenleben nicht annähernd gerecht.
Eine ausführliche Lebensbeschreibung von Lou Andreas-
Salomé findet sich in: »Lou Andreas-Salomé. ›Wie ich dich liebe,
Rätselleben‹. Eine Biographie«, von Michaela Wiesner-Bangard
und Ursula Welsch, die als Taschenbuch bei Reclam Leipzig 2002
erschienen ist (2. akt. Aufl. 2008). Sie ist auch als E-Book erhältlich
bei Medien Edition Welsch 2010 (erweitert um ein Kapitel zur
psychoanalytischen Theorie und Praxis von Lou Andreas-
Salomé).